Starker Gründergeist im Kreis Bergstraße

Zahl der Gewerbeanmeldungen steigt / Arbeitslosenquote im Kreis im Juni bei 4,3 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben viele Selbstständige besonders getroffen. Das hatte auch Auswirkungen auf die Gründungstätigkeit: 2020, im ersten Jahr der Pandemie, gab es bundesweit laut dem Statistischen Bundesamt 4,5 Prozent weniger Neugründungen von größeren Betrieben als noch im Vorjahr. Bei neugegründeten Kleinunternehmen war der Rückgang 2020 noch stärker (minus 17,3 Prozent). Doch seitdem steigen die Zahlen wieder: Die guten Prognosen für die Gründungstätigkeit für das Jahr 2021 und 2022 haben sich für Hessen – auch bedingt durch die Erwartungen von einigen coronabedingt verschobenen Gründungen  – laut der Zahlen des Gründerreports des hessischen Industrie- und Handelskammertages bewahrheitet. Im Bezirk der IHK Darmstadt, zu der auch der Kreis Bergstraße zählt, gab es im vergangenen Jahr 10.500 Neuanmeldungen von Gewerben, hessenweit waren es 61.300, so viele wie seit 2016 nicht mehr. Durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie waren 2021 und 2022 auch deutlich mehr Gründungen digital und internetbasiert.

In Deutschland ist Hessen bei der Gründungsneigung insgesamt betrachtet laut NUI-Indikator (Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Stand 2021) das stärkste Flächenland bei der Gründungsneigung hinter den Stadtstaaten Berlin und Hamburg und rangiert auf Platz drei des Rankings. Der NUI-Indikator beziffert, wie viele Gewerbebetriebe pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter in einer Region im entsprechenden Jahr neu angemeldet wurden. Nicht nur das Rhein-Main-Gebiet weist im Vergleich eine sehr hohe Gründungsneigung auf, sondern auch die umliegenden Flächenlandkreise, zu denen auch der Landkreis Bergstraße gehört. Der Kreis findet sich in diesem Ranking auf einem hervorragenden Rang 60 (von insgesamt 401 Landkreisen, Kreisen und kreisfreien Städten) wieder, was die sehr guten Bedingungen für Neugründungen hier vor Ort untermauert.

„Der hohe Innovationsgeist und der Gründermut sind wichtige Stärken unseres Kreises. Das ist umso bemerkenswerter angesichts der vielen Herausforderungen, denen sich gerade Selbstständige in der Pandemie gegenübersahen. Die Neugründungen von heute sorgen für unseren wirtschaftlichen Wohlstand von morgen. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bergstraße ist es als Kreis unsere Aufgabe, möglichst gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierzu zählen neben entsprechenden Beratungsangeboten, auch Standortfaktoren wie eine starke digitale Infrastruktur“, sagt Landrat Christian Engelhardt.

Nicht nur der NUI-Indikator, sondern auch die Beratungsnachfrage ist hier ein wichtiger Indikator: Nach der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Existenzgründungsberatung bei der Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH – trotz aller weiterer Einflüsse auf die wirtschaftliche Lage – wieder auf das sehr gute Niveau vor 2019 mit mehr als 200 Beratungen pro Jahr zurückgekehrt.

Immer noch großen Bedarf gibt es beim Thema Unternehmensnachfolge. Bis Ende des Jahres 2026 stehen laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) bundesweit rund 190.000 Unternehmen mit drei Millionen Beschäftigten vor einer Übergabe im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Auch deshalb sind Unternehmensnachfolgen beim Gründungswettbewerb der Gründungsoffensive Bergstraße-Odenwald mit in der Zielgruppe der Existenzgründungen miteingeschlossen.

Außerdem bietet die Wirtschaftsförderung Bergstraße immer wieder auch spezifische Angebote wie zum Beispiel die Veranstaltung „walk&talk“ für Gründerinnen und Unternehmerinnen, deren Start der Selbständigkeit maximal fünf Jahre zurückliegt oder auch die „Roadshow Unternehmensnachfolge“.

Die zahlreichen Unternehmensgründungen sind eine von vielen Ursachen dafür, dass sich die Arbeitslosenzahlen im Kreis auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau befinden: Im Juni waren im Landkreis Bergstraße 6.409 (Vormonat: 6.334 Menschen) arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 75 Personen (+ 1,2 Prozent) gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Bestand: 5.222) stieg die Arbeitslosenzahl um 1.187 Personen (+22,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,3 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,1 Prozent, deutschlandweit bei 5,5 Prozent.

Arbeitslosenquote auf Niveau des Vormonats

Unterstützung durch die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsplatz

Kreis Bergstraße (kb). Im Mai waren im Landkreis Bergstraße 6.334 (Vormonat: 6.317 Menschen) arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 17 Personen (+0,3 Prozent) gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Bestand: 4.425) stieg die Arbeitslosenzahl um 1.909 Personen (+43,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,3 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,0 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,1 Prozent, deutschlandweit bei 5,5 Prozent.

Neben der Arbeitsplatzvermittlung ist auch Chancengleichheit beim Zugang zum Arbeitsmarkt ein wichtiges Thema. Dieses wird beim Kommunalen Jobcenter „Neue Wege“ des Kreises Bergstraße seit nunmehr 10 Jahren durch Karin Weißhaar vertreten. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsplatz, kurz BCA. Bei ihrer Arbeit legt sie sehr viel Wert auf die Beratung von Frauen mit Kindern. „Das Voranbringen von Müttern ist eine Herzensangelegenheit für mich und ich wünsche mir für die Zukunft, dass noch mehr Frauen und Männer an den Beratungsterminen teilnehmen und wir gemeinsam einen Weg in die Zukunft finden,“ so Karin Weißhaar. Ein großes Problem sei nach wie vor die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Natürlich steht auch bei diesem Thema Karin Weißhaar den Frauen mit Rat und Tat zur Seite.

Ihr Hauptaugenmerk gilt jedoch der Arbeitsvermittlung und dem Aufzeigen der Möglichkeiten. Hierzu finden regelmäßig an allen Jobcenter-Standorten von Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- Beratungstage statt. Meist kommt es über Einladungsschreiben zu Beratungsterminen, aber auch proaktiv kommen Frauen und Männer auf die Beauftragte zu. Bei einem Beratungstermin findet zunächst ein kurzes Profiling statt. Im Anschluss daran werden die Frauen und Männer über die Möglichkeiten informiert, die ihnen zur Verfügung stehen. Gemeinsam wird an einem Weg in die Arbeitswelt gearbeitet: Sei es das Aufzeigen von Berufsorientierungsmöglichkeiten, wie Praktika oder der direkte Weg in eine Arbeitsplatzaufnahme.

Die Resonanzen sind sehr gut, auch wenn es noch immer Kapazitäten für Termine gibt. Die für den Eigenbetrieb „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ zuständige Dezernentin und Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Diana Stolz betont: „Frau Weißhaar, als BCA von Neue Wege, leistet wertvolle Arbeit. Es liegt auch mir am Herzen, dass eine ausgewogene Chancengleichheit besteht und die Menschen von uns bestmöglich unterstützt werden.“

 

 

Ein digitaler Markt der beruflichen Möglichkeiten

Die Ausbildungsplattform ausbildung-bergstrasse.de geht an den Start

Andreas Wohlfahrt, Verkaufsleitung Südhessen des Bergsträßer Anzeigers, Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH, Dirk Widuch, Geschäftsführer von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen, Landrat Christian Engelhardt, Schulleiter Thomas Bährer und Michael Roth, Geschäftsführer des Bergsträßer Anzeigers (v.l.n.r.) haben gemeinsam den Startknopf zur neuen Ausbildungsplattform gedrückt.

Kreis Bergstraße (kb). Der Kreis Bergstraße beheimatet eine Vielzahl von erfolgreichen Unternehmen, die auf der Suche nach Nachwuchs sind. Gleichzeitig suchen junge Bergsträßerinnen und Bergsträßer den für sich passenden Beruf und Ausbildungsplätze. Die neue Ausbildungsplattform ausbildung-bergstrasse.de bringt nun Angebot und Nachfrage auf direktem Weg zusammen: Lokale Unternehmen bieten hier attraktive Ausbildungsplätze vor der Haustür an. Und zahlreiche Informationen rund um Berufe sowie Ausbildungen und Studiengänge ergänzen das Angebot.

Landrat Christian Engelhardt, der Bergsträßer Anzeiger, die Wirtschaftsförderung Bergstraße, die Heinrich Metzendorf Schule und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen) haben die neue Plattform offiziell vorgestellt. Die ursprüngliche Homepage des digitalen Ausbildungs- und Studieninfotages Bergstraße ist das Herzstück der nun dauerhaften Plattform für Auszubildende. „Die Ausbildungsplattform ist nicht nur das gesamte Jahr online abrufbar, sondern eine wertvolle Weiterentwicklung zum alle zwei Jahre stattfindenden Ausbildungs- und Studieninfotag. Als Schulträger sind wir besonders stolz auf das Erfolgsformat, das nun mit der Plattform eine spannende Erweiterung erhält und dabei hilft, einen Traumberuf in einer Traumregion zu finden“, freut sich der Landrat Christian Engelhardt über die neue Plattform.

Der Bergsträßer Anzeiger begleitet den Ausbildungs- und Studieninfotag als Medienpartner und hatte bisher die Erstellung der Beilage zu verantworten. „Die Plattform erweitert nun den Aktionstag um einen digitalen Marktplatz für Auszubildende und Betriebe, der von Azubis für die Schülerinnen und Schüler mitgestaltet wird“, erläutert der Geschäftsführer des Bergsträßer Anzeiger, Michael Roth.

„Die Plattform dient auch als Vorbereitung für den Ausbildungs- und Studieninfotag und ist an die Ansprüche der Heranwachsenden angepasst. Dadurch ergibt sich eine hervorragende Verknüpfung der analogen und digitalen Welt“, ergänzt Dirk Widuch von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen.

Dr. Matthias Zürker von der Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH stimmt den Vorrednern zu und weist darauf hin, dass die Plattform auch die Vermarktung der lokalen Player stärken wird. „Für unsere mittelständischen Unternehmen ist es häufig eine Herausforderung, die Aufmerksamkeit der jungen Menschen zu gewinnen. Die Plattform spiegelt das große Potential der Wirtschaftsregion Bergstraße wider und trägt dazu bei, dass junge Leute eine stärkere Bindung zum Kreis erhalten“, so Dr. Zürker abschließend.

Die Homepage ist unter www.ausbildung-bergstrasse.de zu finden und beinhaltet Informationen zum Ausbildungs- und Studieninfotag, authentische, emotionale Videos zu Ausbildungsbetrieben und Ausbildungen, Ausbildungs- sowie Stellenangebote, einen Blog mit Tipps rund um Bewerbungen und zum Beispiel auch einem Vergleich zwischen Studium und Ausbildung.

Erstes Fazit zum Bürgergeld fällt gemischt aus

Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz und die Betriebsleitung des Kommunalen Jobcenters Neue Wege des Kreises Bergstraße ziehen vorläufige Bilanz

Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz (Mitte) zog gemeinsam mit der Leiterin des Eigenbetriebes „Neue Wege – Kommunales Jobcenter“ Dr. Melanie Marysko (re.) und dem stellvertretenden Betriebsleiter Peter Schmiedel (li.) eine vorläufige Bilanz zum Bürgergeld.

Kreis Bergstraße (kb). Durch das so genannte Bürgergeld, wie die Leistungen nach dem SBG II nun heißen, haben sich auch für die  Arbeit des kommunalen Jobcenters „Neue Wege“ des Kreises Bergstraße Veränderungen ergeben. Dies auch deshalb, weil die Bundesregierung die Mittel für Eingliederungsmaßnahmen stark gekürzt hat. Hier stehen dem Kreis nun knapp 700.000 Euro weniger für das Jahr 2023 zur Verfügung, während die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stark gestiegen ist. Dies ist für die für den Eigenbetrieb „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ zuständige Dezernentin Diana Stolz völlig unverständlich. „Auf der einen Seite will man beim Bürgergeld mehr Wert auf Qualifizierung legen, auf der anderen Seite kürzt man die Mittel dafür. Das ist widersprüchlich“, so die Erste Kreisbeigeordnete. Die erste Bilanz fällt daher auch zwiespältig aus. „Einen Teil der Neuerungen, wie die Möglichkeiten Langzeitarbeitslose an den Arbeitsmarkt heranzuführen und das Coaching begrüßen wir. Solche Maßnahmen, haben wir teils bereits seit längerem in unserem Portfolio und es ist gut, wenn diese nun überall genutzt werden“.

Andere Veränderungen sehen Stolz sowie die Leitung des Eigenbetriebes „Neue Wege“, Leiterin Dr. Melanie Marysko und der stellvertretende Leiter Peter Schmiedel, kritischer. Dazu zählt die Abschaffung des Vermittlungsvorranges. Mit Einführung des Bürgergeldes ist die Vermittlung in Arbeit nicht mehr vorrangig zu betrachten, sondern Weiterbildung und Qualifikation treten in den Mittelpunkt. „Wir vertreten die Auffassung, dass die Vermittlung weiterhin eine wichtige Rolle spielen muss, denn für eine Integration in die Gesellschaft ist das Ausüben einer beruflichen Tätigkeit von großer Bedeutung. Für viele unserer Kundinnen und Kunden kommt auch aufgrund der mitgebrachten Voraussetzung eine Qualifikation nicht in Betracht. Vielmehr geht es in diesen Fällen um die Aktivierung und die Heranführung an den Arbeitsmarkt“, so Dr. Marysko.

Die Umstellung auf das Bürgergeld bindet zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen des Kommunalen Jobcenters. Bereits der Übergang der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in den Bürgergeldbezug hat das Arbeitspensum der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enorm erhöht. Die Fallzahlen (Anzahl der Bedarfsgemeinschaften) bei Neue Wege sind im Januar 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 30 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat die Bundesregierung aber auch die Mittel für das Personal bislang nicht erhöht.

Das Kommunale Jobcenter rechnet damit, dass durch die ab 01.07. vorgesehene Erhöhung von Freibeträgen bei den unter 25-Jährigen die Motivation steigen wird, eine Ausbildung zu beginnen. Gleichzeitig rechnet man aber auch hier durch die Änderung mit einem weiteren Zuwachs an Kundinnen und Kunden. Denn durch die Erhöhung der Ausbildungsfreibeträge müssen die Auszubildenden einen deutlich kleineren Teil ihres Einkommens für ihre jeweilige Bedarfsgemeinschaft zur Verfügung stellen, dieser Teil wird durch das Bürgergeld aufgefangen. Dies könnte dafür sorgen, dass zusätzliche Bedarfsgemeinschaften künftig einen Anspruch auf Bürgergeld haben.

„Ich bin allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenters sehr dankbar für ihren Einsatz für Arbeitsuchenden im Kreis. Ich habe unser Jobcenter immer als eines erlebt, dass die Menschen in den Mittelpunkt stellt und Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Daher fand ich manche Debattenbeiträge im Vorfeld der Einführung des Bürgergeldes, in denen der Eindruck erweckt wurde, Jobcenter würden die Menschen drangsalieren, sehr befremdlich. Diese Diskussion hätte differenzierter geführt werden müssen“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz. Die Möglichkeit weiter Leistungskürzungen als Sanktion in bestimmten Fällen vornehmen zu können, begrüßt die Dezernentin: „Wir haben in unserem Jobcenter schon immer einen sehr sparsamen Umgang bei der Verhängung von Sanktionen gepflegt. Das sollte nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Unsere Sanktionsquote lag zuletzt weit unter 0,5 Prozent. Trotzdem ist es für die Motivation eines kleinen Prozentsatzes der Kundinnen und Kunden wichtig, dass alleine die Möglichkeit bestehen bleibt, dieses Instrument anzuwenden.“

Im März waren im Landkreis Bergstraße 6.152 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit gefallen (Februar 2023: 6.185). Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 33 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,2 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,2 Prozent, deutschlandweit bei 5,7 Prozent.

 

Unterstützung bei der Berufswahl: OloV sorgt für einen leichteren Übergang

Die neue Strategie in dem Berufsvermittlungs-Projekt für den Kreis Bergstraße wurde vorgestellt

Zahlreiche Menschen sind daran beteiligt, das Projekt OloV im Kreis Bergstraße mit Leben zu füllen. Karin Weißhaar und Hermann Riebel sind seitens der Kreisverwaltung die regionalen Koordinierenden.

Kreis Bergstraße (kb). Wie kann Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Übergang von der Schule in den Beruf möglichst leicht gemacht werden? Wie können sie bei der Wahl des richtigen, für sie passenden Berufs unterstützt werden? In Hessen gibt es hierfür im Rahmen des Hessischen Paktes für Ausbildung das Projekt OloV – die „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule Beruf“.

Ziel des Projekts ist es, in regionalen Zusammenhängen – in diesem Fall dem Kreis Bergstraße – Strukturen zu stabilisieren und dauerhaft zu verankern, in denen Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützt werden. Durch Kooperation und Koordination der Ausbildungsmarkt-Akteure sollen junge Menschen schneller und individuell passender in Ausbildung vermittelt werden.

An der Umsetzung der OloV-Strategie wird im Kreis Bergstraße seit 2009 gearbeitet, sie wird zudem in regelmäßigen Abständen verbessert und angepasst. Kürzlich stellten Landrat Christian Engelhardt, die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz sowie Vertreterinnen und Vertreter der an der regionalen Steuerungsgruppe beteiligten Institutionen – Staatliches Schulamt, Agentur für Arbeit, Handwerkskammer, Industrie und Handelskammer, Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände – die aktuelle regionale OloV-Strategie für den Kreis Bergstraße vor.

„Gerade im Angesicht des Fachkräftemangels, der unsere Gesellschaft noch lange beschäftigen wird, ist es wichtig, dass wir allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine hochwertige Berufsorientierung anbieten und mithelfen, dass jeweils passende Unternehmen und passende Schülerinnen und Schüler zueinander finden. Es ist notwendig, dass wir die Strategie in diesen von Umbrüchen geprägten Zeiten immer wieder anpassen. Dabei sind wir auf einem sehr guten Weg, das zeigt die hessenweit vergleichsweise sehr niedrige Arbeitslosenquote von Unter-25-Jährigen von knapp 2,5 Prozent in unserem Kreis“, sagt Landrat Christian Engelhardt. „Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Der Kreis Bergstraße steht jungen Menschen hierbei schon seit Jahren zur Seite. Die hessenweite OloV-Strategie ist ein wichtiger Teil dieses Engagements und ein wichtiger Baustein, damit Jugendliche eine Berufsfindungskompetenz aufbauen können“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

Die regionale Strategie 2022-2024 für den Kreis Bergstraße beinhaltet vier Oberziele:

  • 1.         Die allgemeinbildenden Schulen in der Region gewährleisten qualitativ gute Berufs-und Studienorientierung in Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit und Dritten. Sie sensibilisieren die Schülerinnen und Schüler für ihren Berufsorientierungsprozess und vermitteln ihnen Berufswahlkompetenz. Dadurch sollen Schulabgänger und Schulabgängerinnen in die Lage versetzt werden, auf der Basis einer fundierten Einschätzung der eigenen Qualifikationen und Kompetenzen eine sachgerechte Entscheidung für die eigene Ausbildung zu treffen.
  • 2.         Alle allgemeinbildenden Schulen setzen fächerübergreifende Curricula zur Berufsorientierung um, die von den Schulgemeinden verabschiedet wurden und beim staatlichen Schulamt vorliegen. Die Curricula im gymnasialen Bildungsgang sind um die Berufs-und Studienorientierung ergänzt.
  • 3.         Junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf erhalten qualifizierte, individuelle Begleitung und Unterstützung im Berufsorientierungsprozess.
  • 4.         In der regionalen Öffentlichkeitsarbeit werden Chancen und Möglichkeiten des Bildungssystems und der dualen Ausbildung gezielt vermittelt. Die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Bildungsabschlüssen soll verdeutlicht werden.

In der OloV Steuerungsgruppe werden gemeinsam Zielsetzungen für den regionalen OloV-Prozess erarbeitet. Die Steuerungsgruppe entscheidet, an welchen Qualitätsstandards sie schwerpunktmäßig arbeiten will und welche Teilziele sie sich setzt. Dabei orientiert sie sich an den vorhandenen Ansätzen, Aktivitäten und Kooperationsstrukturen im Kreis Bergstraße. Seit 2017 werden die Zielsetzungen für den regionalen OloV-Prozess in einer regionalen Strategie gebündelt und vom Landrat, der Ersten Kreisbeigeordneten, den regionalen Geschäftsführenden der beteiligten Institutionen sowie den regionalen OloV Koordinatorinnen und -koordinatoren unterzeichnet.

OloV wird von allen Partnern des Hessischen Ausbildungspaktes getragen und von der Hessischen Landesregierung aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, des Hessischen Kultusministeriums und der Europäischen Union Europäischer Sozialfond gefördert.

Erfolgreiche, langjährige Tätigkeit beim Kreis Bergstraße

Landrat und Erste Kreisbeigeordnete verabschieden Gundra Simon in den Ruhestand


Nach mehr als 20 Jahren beim Kreis Bergstraße wurde Gundra Simon (Mitte) von der Ersten Kreisbeigeordneten und zuständigen Dezernentin für den Eigenbetrieb Neue Wege Diana Stolz und Landrat Christian Engelhardt in den Ruhestand verabschiedet.

Nach mehr als 40 Jahren im Berufsleben verabschiedeten Landrat Christian Engelhardt und Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Dezernentin für den Eigenbetrieb Neue Wege, Diana Stolz, Gundra Simon in den Ruhestand. Simon war zuletzt Leiterin der Abteilung Förderinstrument beim Kommunalen Jobcenter Neue Wege.

Die gebürtige Berlinerin Simon absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau und arbeitete danach von 1979 bis 1983 in der kommunalen Wohnungs-Verwaltung von Berlin-Lichtenberg. Sie war zudem als Sachbearbeiterin im Bereich Lagerwirtschaft und von 1985 bis 1992 in der fliegertechnischen Versorgung und im Bereich Beschaffung bei der Bundeswehr tätig. Die Wahl-Heppenheimerin zog dann – vor über 20 Jahren – von Berlin an die Bergstraße. Im März 1993 begann Frau Simon ihre Karriere im Sozialamt des Kreises Bergstraße und übernahm 2004 die Teamleitung in der Abteilung Förderinstrumente im Eigenbetrieb Neue Wege. „Ein interessanter Lebenslauf, den der wohl verdiente Ruhestand krönt“, so Landrat Christian Engelhardt. Gemeinsam mit Diana Stolz überreichte er ein Präsent und dankte Gundra Simon für ihren Einsatz.

Paradigmenwechsel Bürgergeld: KJC-Philosophie setzt sich durch

Die Einführung des Bürgergeld-Gesetzes zum 01. Januar 2023 stellt die gravierendste Reform des deutschen Sozialstaats seit 2005 dar. Seit der Vorstellung der wesentlichen Eckpunkte des Bürgergeld-Gesetzes im Juli 2022 beschäftigen sich die hessischen Kommunalen Jobcenter (KJC) intensiv damit, wie sie die Reform umsetzen.

Einerseits bedarf es für die grundlegende Arbeitsweise und Haltung der KJC keines Umdenkens. Der Fokus auf Qualifizierungen, Integration und Beratung auf Augenhöhe entspricht von Anfang an den Anforderungen der hessischen KJC.

Andererseits müssen die KJC die Mitarbeitenden schnell auf die komplexen rechtlichen Veränderungen schulen. Im Hintergrund gilt es zahlreiche technische und organisatorische Anpassungen vorzunehmen.

Kommunale Finanzierung unzureichend

Das Bürgergeld bindet erhebliche zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. Denn die Prognosen deuten auf eine signifikante Steigerung der Fallzahlen hin. Zur Umsetzung benötigen die KJC entsprechend mehr Personal. Bislang verwehrt der Bund die dafür notwendigen Mittel. Im Gegenteil stehen für 2023 bislang sogar erhebliche Kürzungen bei den Bundesmitteln bevor.

Zusätzlich zum Rechtskreiswechsel der geflüchteten Menschen aus der Ukraine zum 01. Juni 2022, was eine enorme Steigerung des Arbeitspensums bei Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- bedeutete, wurde dennoch zeitgleich damit begonnen, sich mit dem Thema Bürgergeld zu beschäftigen. Die Mitarbeitenden besuchten u.a. Seminare zur ressourcen- und zukunftsorientierten Beratungskompetenz im Fallmanagement und werden zum Jahresanfang 2023 noch in sämtlichen Änderungen geschult, welche das 12. Änderungsgesetz konkret beinhaltet.

Sowohl die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz als auch die Betriebsleitung von Neue Wege stehen dem ganzen Vorhaben „Bürgergeld“ verhalten gegenüber. „Wir bewerten es als ungünstig, dass das Ziel der vorrangigen Vermittlung in den Arbeitsmarkt nicht mehr prioritär gesehen wird“, so Stolz. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeige, wie wichtig eine möglichst schnelle Vermittlung in Arbeit sei. Eine Qualifizierung sollte sich an den tatsächlich gebotenen Erfordernissen orientieren. Weiter sei abzuwarten, wie sich wesentliche Änderungen beim Einkommen im SGB II, wesentliche Änderungen beim Vermögen im SGB II, Potenzialanalyse und Kooperationsplan, Bürgergeldbonus, Bedarfe für Unterkunft und Heizung und Regelungen zu Pflichtverletzungen und Meldeversäumnisse auf die Gesamtsituation auswirken werden.

Hinzu kommt, dass der Bund das Budget für die Eingliederungsleistungen reduziert. Es stehen im kommenden Jahr rund 1 Mio. Euro weniger zur Verfügung – weniger Mittel für Maßnahmen zur Eingliederung in Arbeit, aber auch weniger Finanzierungskapazität für die angedachte Weiterbildung und Qualifizierung der Kundinnen und Kunden. „So sehr eine Erhöhung der Leistungen zum Lebensunterhalt nachvollziehbar ist, unter anderem angesichts steigender Energiekosten – und auch wenn wir noch Verbesserungen erwarten, so sehr bedaure ich, dass uns weniger Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Aktivierung, Weiterbildung und berufliche Eingliederung zu finanzieren“, erklärt Stolz. Hinzu käme, dass der Fachkräftemangel auch vor der Kreisverwaltung und dem Jobcenter nicht Halt mache und es immer schwieriger werde, ausreichend personelle Ressourcen für die zu bewältigenden Aufgaben zur Verfügung zu haben.

Diese Schlaglichter der Flüchtlingskrise und der nun zeitlich knapp darauffolgenden Einführung des Bürgergeldes zeigen, vor welch großen Herausforderungen der Eigenbetrieb Neue Wege derzeit steht. Diana Stolz befindet sich deshalb in engem Austausch mit den relevanten Akteuren. „Ich möchte der Betriebsleitung und allen Beschäftigten des Eigenbetriebs meine Anerkennung aussprechen und vor allem auch danken für den Einsatz, den sie für die Hilfebedürftigen und Arbeitsuchenden in unserem Kreis leisten. Wir nehmen die Arbeit, die dort geleistet wird, wahr. Vielen Dank.“

Dies unterstreicht erneut das gemeinsame Credo #Stark.Sozial.VorOrt.

Im Dezember waren im Landkreis Bergstraße 5.939 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 2,0 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 1.177 Personen (+24,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,0 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,2 Prozent.

Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

Brückenbauerinnen

Frauen mit Migrationshintergrund beendeten erfolgreich die „Qualifizierung zur Pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ / Maßnahme des Kommunalen Jobcenters „Neue Wege“, des Kreises Bergstraße und des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e. V.

Grund zum Jubel: Die Absolventinnen der Weiterbildungsmaßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ zusammen mit der Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz und weiteren Beteiligten vor dem Gebäude des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft e. V. in Bensheim.

Kreis Bergstraße (kb). Zum bereits dritten Mal endete mit der Übergabe der Zertifikate durch Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin des Kommunalen Jobcenters „Neue Wege“, die Maßnahme „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“. Die Qualifizierung wurde aus Mitteln des Landes Hessen über das Landesförderprogramm „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ finanziert und vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. (BWHW) in Bensheim durchgeführt. Das Ziel der Maßnahme fasst Gundra Simon, Teamleiterin Förderinstrumente bei „Neue Wege“ wie folgt zusammen: „Wir wollen mit dieser Maßnahme vor allem Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund durch eine pädagogische Qualifizierung bei ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Integration in Deutschland unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive im deutschen Bildungssystem eröffnen.“

Zwölf zugewanderte Frauen, die unter anderem aus ihren Heimatländern Syrien, Türkei, Jordanien, Sri Lanka, Polen und Kasachstan pädagogische Vorerfahrungen als Lehrerinnen, Erzieherinnen oder anderen Berufen mitbringen, haben sich im Rahmen der Maßnahme für eine pädagogische Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Wichtig war dabei vor allem das Vertrautmachen mit dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem sowie mit Lerntheorien und -methoden, Inklusion und weiteren pädagogischen Themen wie etwa tiergestützte Pädagogik. In ihrer Ansprache hob die Erste Kreisbeigeordnete und für das Kommunale Jobcenter zuständige Dezernentin Diana Stolz hervor, wie wichtig die Verbindung der Erfahrungen aus dem Heimatland mit den erworbenen Kenntnissen aus der Weiterbildung für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen ist, gerade vor dem Hintergrund des aktuell herrschenden Fachkräftemangels.

Das im Rahmen der Qualifikationsmaßahme erworbene Wissen und die praktischen Erfahrungen wurden immer wieder vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und Ausbildungen aus dem jeweiligen Heimatland reflektiert. In diesem sehr lebendigen Kurs – geprägt vom Lernen miteinander und voneinander – standen nicht nur theoretische Inhalte, sondern auch praktische Erfahrungen im Mittelpunkt. „Die Hauptziele der Maßnahme waren neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse das Erlernen pädagogischen Wissens, das Erlangen praktischer Erfahrungen in pädagogischen Einrichtungen, das Bestehen der Abschlussprüfung sowie die Vermittlung in Arbeit“, fassten es Dr. Wolf-Thorsten Saalfrank, Frau Arslan und Frau Kropp vom BWHW zusammen, die durch ihre Arbeit maßgeblich zum Erfolg des Projektes beitrugen. „Durch die Hospitationen in Kindergärten und Schulen wurden viele Kontakte in die Praxis geknüpft und so bereits für 70 Prozent der Teilnehmerinnen Anschlussbeschäftigungen gefunden.“

Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Bildungswerk und den Kindertageseinrichtungen hob auch Ralf Gettel, Leiter der Kindertagesstätte Berliner Ring, hervor. Er betonte vor allem die gute Qualität der Ausbildung und die hohe Motivation und Arbeitskraft der Frauen, die die Maßnahme durchlaufen haben. Norbert Schultze, zuständiger Teamleiter des Bildungswerks Bensheim, sieht viele Chancen für Erziehungs- und Bildungseinrichtungen im Raum Bergstraße, die durch eine Beschäftigung der Absolventinnen entstehen: „Gerade Frauen mit Migrationserfahrung und pädagogischer Kompetenz können in unserem Bildungssystem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Migrantenfamilien und Einrichtungen erfüllen.“

In einer Abschlussprüfung, in der die Frauen ein Thema ihrer Wahl präsentierten und Vertiefungsfragen beantworten mussten, konnten sie zeigen, was sie in einem Jahr gelernt haben. Auf die Frage, wie sie den Kurs erlebt hat, antwortete eine Teilnehmerin: „Wir haben viel gelernt, alle waren nett, der Unterricht hat Spaß gemacht und er war informativ. Es war ein schöner Kurs, wir waren wie eine Familie.“ Der nächste Kurs startet voraussichtlich im Januar 2023.

Gemeinsam mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen schaffen

Teilnehmende des Netzwerkes bei ihrem Oktober-Treffen, mit der Gründerin und langjährigen Sprecherin Edith von Hunnius (vorn, sitzend, Mitte) und ihrer Nachfolgerin Susanne Hagen (vorn, sitzend, 2. von links).

Kreis Bergstraße (kb). Ein Arbeitsplatz gibt (finanzielle) Sicherheit, kann das Selbstwertgefühl steigern und zur Integration in Gesellschaft und Sozialgefüge beitragen. Dies gilt auch und gerade bei Menschen mit Einschränkungen. Das Netzwerk Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“ setzt genau hier an. Es hat es sich seit seiner Gründung vor zwölf Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen, die mit Einschränkungen leben, in Arbeit zu bringen. Im Netzwerk engagiert sind unter anderem Vertretende des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, von Diakonie und Caritas, der Behindertenhilfe Bergstrasse gGmbH (bhb), der EUTB Bergstraße (EUTB = Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung) sowie des Eigenbetriebs „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ und der Agentur für Arbeit.

Dank des intensiven Erfahrungsaustauschs über Fragestellungen und Handlungsoptionen rund um die Arbeitssuche von Menschen mit Handicap, gegenseitige Hilfestellungen bei der Beratung und Vermittlung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Informationen für potentielle Arbeitgeber ist es dem Netzwerk gelungen, zahlreiche konkrete Erfolge zu verbuchen und auch eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema „Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap“ zu generieren. Beim Treffen des Gremiums, das im Oktober in der bhb in Lorsch stattfand, wurde mit Edith von Hunnius die Gründerin und langjährige Sprecherin des Netzwerkes verabschiedet. Die anwesenden Netzwerk-Mitglieder würdigten das umfangreiche und erfolgreiche Engagement ihrer scheidenden Sprecherin. Als besonderer Gast konnte die Landesdirektorin des Landeswohlfahrtsverbands Hessen (LWV) Susanne Selbert begrüßt werden. Sie bedankte sich bei Edith von Hunnius als einer langjährig engagierten Abgeordneten und Vizepräsidentin der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, die auch nach ihrem Ausscheiden aus dem LWV mit Leib und Seele tatkräftige LWV-lerin geblieben sei.

Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf überbrachte den persönlichen Dank von Diana Stolz, die als Erste Kreisbeigeordnete unter anderem für den Eigenbetrieb „Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter“ zuständig ist: „Frau von Hunnius hat etwas Großes angestoßen. Sie war in den vergangenen zwölf Jahren Kopf und Herz dieser Institution und hat mit ihren engagierten Mitstreitern nicht nur ein sehr tragfähiges partnerschaftlich arbeitendes Netzwerk geschaffen. So wurden gemeinsam vor allem ganz konkrete Erfolgsgeschichten generiert. Zahlreiche Menschen mit Handicaps konnten mit Arbeitsnehmern zusammengebracht werden. Dafür meinen herzlichen Dank! Der neuen Sprecherin des Netzwerks Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“, Susanne Hagen, wünsche ich viel Tatkraft und Energie für ihre Aufgaben!“

Auch Edith von Hunnius selbst blickte während der Oktobersitzung des Gremiums auf ihre mehr als ein Jahrzehnt währende Arbeit für das Netzwerk zurück. Es seien durch das gemeinsame Tätigwerden große Synergieeffekte erzielt worden. In den vergangenen Jahren waren neben Netzwerktreffen beispielsweise verschiedene Zusammenkünfte mit Unternehmern und politisch Verantwortlichen und Informations- und Presseveranstaltungen sowie Preisverleihungen seitens des Landes Hessen durchgeführt worden. Zudem erstellte und veröffentlichte das Netzwerk Bergstraße „Menschen mit Handicap auf dem Arbeitsmarkt“ verschiedene Informationsmaterialien.

v.Hunnius wünschte ihrer Nachfolgerin und all den Hand in Hand arbeitenden Netzwerkern weiterhin eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit nach dem Motto, das stets ihr Wahlspruch war: „Wir müssen weg von dem, was Menschen nicht können, hin zu dem, worin sie gut oder sogar großartig sind!“

Weitere Infos zum Thema u.a. hier: https://www.neue-wege.org/zielgruppenspezifische-hilfs-und-foerderangebote/berufliche-rehabilitation-behinderte-menschen/

Fit für die digitale Arbeitswelt

„Digitale Kompetenzförderung“ im kommunalen Jobcenter / Arbeitslosenquote des Kreises aktuell bei 4,1 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Im Oktober waren im Kreis Bergstraße 6.098 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 192 Personen beziehungsweise um 3,3 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 24,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,1 Prozent (Vorjahr: 3,3 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,3 Prozent. Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Kreis Bergstraße ist weiterhin hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass nach wie vor Geflüchtete aus der Ukraine in die Betreuung des kommunalen Jobcenters überführt wurden. Denn: Durch den sogenannten Rechtskreiswechsel der Geflüchteten, gelten sie ab diesem Zeitpunkt als arbeitslos.

Arbeitsuchende Bergsträßerinnen und Bergsträßer sehen sich bei Ihrer Jobsuche oft mit den verschiedensten Hürden konfrontiert. Ein immer relevanteres Thema hierbei ist die zunehmend digitaler werdende Arbeitswelt. Um Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen, bietet das kommunale Jobcenter Neue Wege ein breites Spektrum an Angeboten für verschiedenste Qualifizierungen an – auch im Bereich Digitalisierung. Das rechtskreisübergreifende Angebot „Digitale Kompetenzförderung“, welches durch Mittel des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und des Sozialbudgets gefördert wird, soll Menschen im Umgang mit digitalen Medien im Arbeitskontext unterstützen. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen werden den Jobsuchenden beispielsweise die Grundlagen zum Thema Hard- und Software, der Umgang und die Nutzung von digitalen Medien sowie die Erstellung von Online-Bewerbungen vermittelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Einzelgesprächen gecoacht und dadurch individuell geschult. „Es ist enorm wichtig, Menschen beim Umgang mit den digitalen Medien zu unterstützen. Denn nur so können sie an der sich stetig weiterentwickelnden Arbeitswelt teilhaben und neue Chancen für sich nutzen. Diese Maßnahme ist ein tolles Angebot, um Menschen, die bisher keine oder wenig Erfahrung mit digitalen Medien haben, mehr Sicherheit zu vermitteln“, so die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

Von dieser Maßnahme können alle langzeitarbeitslosen Frauen, Männer über 50-Jahre im ALG II-Bezug profitieren. Darüber hinaus können auch Personen im SGB II-Bezug, mit einem Migrationshintergrund, die über ein Sprachniveau der Stufe B1/B2 verfügen, teilnehmen. Seit dem 01.02.2022 arbeitet Neue Wege in dieser Sache erfolgreich mit der Merkur-Schule in Heppenheim zusammen. Für Interessierte besteht weiterhin die Möglichkeit, nach Rücksprache mit dem Fallmanagement, sich für diese Maßnahme anzumelden.