NAVI Bergstraße – Berufliche Perspektiven für Geflüchtete

Berufliche Perspektiven für Geflüchtete: Neue Wege zieht positive Zwischenbilanz zur Berufsberatung für Flüchtlinge

Der Eigenbetrieb Neue Wege setzt auf innovative Maßnahmen.

 Kreis Bergstraße (kb). Zielgruppengerechte Beratung und Betreuung – dies sind Erfolgsrezepte, um langzeitarbeitslosen Menschen einen passenden Job zu vermitteln. Auch der Maßnahme NAVI „Infopoint for refugees“ liegt dieses Credo zugrunde. „NAVI“ ist ein Angebot des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße -kommunales Jobcenter-, das im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung umgesetzt wird. Hier werden geflüchtete Menschen in Einzel-Gesprächen und Einzel-Coachings darüber beraten, wie sie ihren beruflichen Weg in Deutschland beziehungsweise im Kreis Bergstraße bestmöglich selbständig gehen können. Das Beratungsangebot NAVI Bergstraße ist rechtskreisfrei und wird zum großen Teil über das Arbeitsmarktbudget, ein Förderprogramm des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration des Landes Hessen und den Europäischen Sozialfonds finanziert.

Warum gibt es dieses Programm? Junge Zugewanderte befinden sich in Deutschland in einer fremden Bildungs- und Förderlandschaft. Um beruflich Fuß zu fassen, benötigen die meisten professionelle Hilfe, einen persönlichen Plan A und B und auch soziale Unterstützung. Dies leisten NAVI und Neue Wege intensiv seit drei Jahren mit einer vorausschauenden, niedrigschwelligen Flüchtlingsberatung, die bereits 2015 im Jobcenter konzeptionell vorbereitet wurde. Ziel der Beratung, die von erfahrenen Coaches durchgeführt wird, ist auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstständigkeit der Gesprächspartner/innen. Im Gespräch werden beispielsweise die persönlichen Ziele, ein gangbarer Weg und die nächsten Schritte dahin festgelegt. Von Beginn an navigieren zwei erfahrene Beraterinnen die beruflichen Werdegänge von Geflüchteten über offene Sprechstunden. Bisher haben sie circa 2.500 Einzelcoachings durchgeführt. Pro Woche werden in den Jobcentern Heppenheim, Mörlenbach, Viernheim, Bürstadt und in der Sprachschule Lernmobil in Viernheim insgesamt 15 Stunden Beratung angeboten – ohne Terminanmeldung, flexibel entlang der Themen der Ratsuchenden. Für alle Flüchtlinge (unabhängig von ihrem Status) ist NAVI, ein wichtiges Hilfsangebot, vor allem auch in punkto kostenlose Deutschkurse für Arbeitssuchende und persönliche Wege Arbeit zu finden.

Denn ganz oben auf der Hitliste der Bedarfe der Geflüchteten steht seit zwei Jahren die so genannte berufliche Sprachförderung (DEUFÖV), ein weiteres Programm des BAMF: „Wo früher höchstens ein Anfängerkurs besucht wurde, streben heute jedes Jahr Hunderte Menschen aus Asien und Afrika im Kreis Bergstrasse nach berufsqualifizierenden Fortgeschrittenenkursen mit dem Abschluss B2 oder C1. Damit können sie nachweislich bessere Jobs finden und diese langfristig ausüben“, wissen die Beraterinnen Martina Seeger und Christine-Robin Weis.

Eine besondere Herausforderung in der Beratung bei NAVI ist das Thema Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Geflüchtete müssen ihre Schulabschlüsse beim staatlichen Schulamt in Darmstadt, Uniabschlüsse bei der Kultusministerkonferenz Berlin, Berufsabschlüsse bei den jeweiligen Kammern und Verbänden anerkennen lassen. Diese komplizierten Verfahren kosten Zeit und Geld. Hier zeigt Navi mögliche Wege und Unterstützer auf, und vermittelt gegebenenfalls weiter an branchenspezifische Berater.

„Mit dem Programm NAVI ist es uns einmal mehr gelungen, eine Maßnahme für eine für bestimmte Personengruppen erfolgreich umzusetzen“, erklärt Dezernentin Stolz. „Bei unserem Job-Center laufen eine Reihe dieser innovativen, passgenauen Maßnahmen. Dies ist ein Grund dafür, dass die SGB-II-Quote im Kreis Bergstraße so erfreulich gering ist.“ So läge diese Quote laut der Ende November veröffentlichten Zahlen bei 1,7 Prozent und damit um 0,3 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. „Dies bedeutet ganz konkret, dass die Zahl der Arbeitslosen im SGB II-Bezug im Kreis noch einmal um 357 Personen im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist“, stellt Stolz heraus.

„Insgesamt waren im Landkreis Bergstraße im November 4.846 Menschen arbeitslos gemeldet“, so Stolz. Im Vormonat seien es 4.931 Menschen gewesen. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl damit um 1,7 Prozent (85 Personen) gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank die Arbeitslosenzahl um 1,5 Prozent (75 Personen). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 3,3 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,4 Prozent.

 

Weitere Informationen zu NAVI und den Aktivitäten des Job-Centers Neue Wege unter www-neue-wege.org.

29.11.2019

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