Neue Wege kooperiert mit dem Bildungswerk zur Förderung von Jugendlichen: Raus aus dem Motivationstief

Bergstrasse. Es geht um neue Perspektiven für junge Menschen im Kreis Bergstraße: In Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb “Neue Wege” bietet das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft am Standort Bensheim zwei Maßnahmen an, die den Übergang in Ausbildung und Beschäftigung erleichtern sollen. Damit nimmt die Bildungsorganisation der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU) eine Zielgruppe ins Blickfeld, die an dieser biografischen Schnittstelle mit besonderen Problemen zu kämpfen hat.
Beim Besuch vor Ort in der Bensheimer Lilienthalstraße betonte Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent Thomas Metz gestern drei zentrale Punkte auf dem Weg in Ausbildung und Beruf: Neben der Möglichkeit eines Schulabschlusses seien eine persönliche, pädagogisch kompetente Begleitung sowie ein praxisnahes Berufstraining elementar für die Chance auf einen Ausstieg aus der Arbeits- und Orientierungslosigkeit.
Metz rechnete vor, dass sich die Zahl der arbeitslosen jungen Leistungsempfänger nach SGB II in der Zeit von 2006 bis heute von über 1000 auf 108 reduziert hat. “Auch das sind noch zu viele”, begründete Metz die Sinnhaftigkeit der Kooperationsprojekte.
“FAuB” bedeutet “Fit für Ausbildung und Beruf”. Das Programm richtet sich an Jugendliche ohne Schulabschluss, die – weil in der Regel nicht mehr schulpflichtig – in außerschulischen Einrichtungen und Betriebspraktika gefördert werden. Elf Monate lang verbessern sie praktische berufsrelevante Kompetenzen sowie ihr Allgemeinwissen und Grundfertigkeiten, etwa in Deutsch und Mathematik.
Sozialpädagogin Stefanie Jung betreut derzeit zwei jeweils fünfköpfige Kleingruppen auf dem Weg zum externen Hauptschulabschluss. Sie weiß: “Es geht darum, die Jugendlichen zu motivieren.” Der Anteil der lernbehinderten Kandidaten ist gering: Den meisten fehlt es nicht an Intelligenz, sondern eher an zielgerichteten Aktivitäten.
Die Pädagogin berichtet von positiven Beispielen, weiß aber auch um die große Problematik bei der Bewältigung dieser Aufgabe: Die meisten Teilnehmer besitzen einen schlechten sozialen und sehr lückenhaften Bildungshintergrund. Für den Kreis Bergstraße wird das offene Angebot vom Eigenbetrieb organisiert, so Geschäftsführer Stefan Rechmann.

Ziel ist der Sprung in den Beruf

Ursula Krebs, Regionalleiterin des gemeinnützig arbeitenden Bildungswerks, verweist auf den integrativen und qualifizierenden Schwerpunkt der Projekte. So auch bei einer Maßnahme, die auf eine Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE) durch eine kooperative Vernetzung mit heimischen Betrieben abzielt.
Auf Vermittlung der Fallmanager von “Neue Wege” schließen Langzeitarbeitslose einen Ausbildungsvertrag mit dem Bildungswerk, das auch die Ausbildungsvergütung und Koordination der Maßnahme übernimmt. Die praktische Ausbildung zusätzlich zur Berufsschule erfolgt in kooperierenden Unternehmen, meist kleine und mittlere Betriebe. Der Eigenbetrieb zahlt die Regelleistung je nach individuellem Bedarf. Ziel ist ein erfolgreicher Abschluss als Voraussetzung für den Sprung in eines der Berufsfelder, das vom Bildungswerk bedient wird: Darunter sind Verkäufer, Büro- und Einzelhandelskaufleute sowie Lagerlogistiker und medizinische Fachangestellte.
Laut Betreuerin Ingrid Schubert-Janek ist die sozialpädagogische Begleitung besonders wichtig: Den fachlichen Teil können Betriebe mühelos leisten – bei der Vermittlung sozialer Kompetenzen und der individuellen Motivation der Teilnehmer stoßen kleinere Unternehmen aber oft an ihre Grenzen.
Die Kandidaten werden bei entsprechender Eignung von den Kooperationsbetrieben aufgenommen und durch das Bildungswerk begleitet. Ursula Krebs verweist auf den Netzwerkcharakter der Maßnahmen. Die Einrichtung stehe in engem Kontakt mit Schulen, Unternehmen sowie Optionskommunen und Arbeitsagenturen.

Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 29.03.2012

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