Forum berät über Hilfen für Leistungsempfänger

Gesetzesänderung als Herausforderung

Berichterstattung aus dem Starkenburger Echo vom 23.09.2010

Die Begriffe Hartz IV oder Arbeitslosengeld II sind Kern einer seit Jahren schwelenden sozialpolitischen Debatte. Weniger bekannt sind die vielen flankierenden Angebote der Jobcenter im sozialen Bereich. Darüber und über die anstehende Neugestaltung der Förderung von hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen beriet am Dienstag ein Forum in der Zentrale des Kreis-Eigenbetriebs Neue Wege im Jobcenter Heppenheim.
Geleitet wurde das siebte Treffen dieser Art von Neue-Wege-Betriebsleiter Rainer Burelbach und dem Ersten Kreisbeigeordneten Thomas Metz (CDU). Beteiligt waren Fachleute der sozialen Dienstleistungen im Kreis. Darunter waren die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Fachambulanz für Suchtkranke in Heppenheim und die psychosozialen Dienste im »Haus der Gesundheit« in der Kreisstadt.
»Das Forum soll den Austausch zwischen Sozialverbänden, Kirchen und politischen Parteien im Kreis Bergstraße befördern«, erläuterte Burelbach im Gespräch mit dem Echo. Zu Beginn standen kommunale Beratungsleistungen im Mittelpunkt. »Oft werden solche Angebote von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen«, bedauerte Metz: »Dabei handelt es sich um einen ganz wichtigen Teil unserer Arbeit«. Die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen sei zum Beispiel weitaus schwieriger, da zunehmend auch psychosoziale Faktoren eine Rolle spielten. Eine gute Vernetzung bei den flankierenden Angeboten sei deshalb wichtig.
Danach kamen Fachleute zu Wort. Jochen Bickel von der Fachambulanz für Suchtkranke in Heppenheim machte deutlich, dass er eine höhere Sensibilisierung für Abhängigkeitsprobleme bei Arbeitslosen für unerlässlich halte. Burelbach verwies auf ein im Herbst beginnendes Schulungsangebot für Fallmanager.
Den Blick für die emotionalen Probleme der Kunden im Job-Center zu schärfen, dafür plädierte auch Hendrika Mühlbauer vom »Haus der Gesundheit« in Heppenheim. Die psychosoziale Beratung ist das jüngste der begleitenden Hilfen, die der Eigenbetrieb »Neue Wege« anbietet. Betreut werden in diesem Fall Klienten, die während der Beratung im Jobcenter »emotional auffällig« geworden sind. Allein im ersten Jahr seit Bestehen des Angebots wurden dort 29 Menschen betreut.
Einen Anstieg der Nachfrage verzeichnet auch die Schuldnerberatung der AWO im Kreis. »Allein in diesem Jahr hatten wir über 200 Neuanfragen«, teilte Peter Kellermann mit. Der Diplom-Sozialarbeiter informierte darüber, dass die Beratung kostenlos sei und in der Regel freiwillig in Anspruch genommen werde. »Was wir gezielt anbieten, ist Hilfe zur Selbsthilfe«, betonte er. Dass in sämtlichen Fällen Verschwiegenheit garantiert werde, sei selbstverständlich.
Burelbach informierte zudem über einen vom Bundesarbeitsministerium vorgelegten und derzeit kontrovers diskutierten Gesetzentwurf. Ab Januar 2011 soll ein sogenanntes »Bildungspaket« als gezielte Förderung für Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien auf den Weg gebracht werden. Zur Finanzierung soll das Ganze an ein »Basisgeld« gekoppelt sein.
Angestrebte Inhalte sind unter anderem Lernförderung, die Stellung von Schulbedarf, Zuschüsse beim Mittagessen und eine verstärkte Förderung für die Teilnahme an Vereins-, Kultur- und Ferienangeboten. Jedes Jobcenter bekommt einen »Familienlotsen«, der die Kontakte und sozialen Netzwerke in den Kommunen koordinieren soll.
Ein ambitioniertes Projekt, das am Dienstag viel Grübeln bei den Anwesenden hervorrief. Nachdenklich stimmte unter anderem das relativ kurze Zeitfenster bis zur geplanten Umsetzung. »Da werden die Jobcenter noch einiges zu stemmen haben«, stellte Burelbach abschließend fest.

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