Einstiegsoffensive mobilisiert Bewerbungslust

In der Gruppe erfolgreich auf Jobsuche
Einstiegsoffensive mobilisiert Bewerbungslust/Angebot von “Neue Wege” jetzt kreisweit

Lampertheimer Zeitung vom 13.02.2009

Die Hälfte aller Teilnehmer der “Einstiegsoffensive” wird in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Das kreiseigene Erfolgsprogramm für Hartz-IV- Empfänger findet seit Januar im Jobcenter Bürstadt statt: Betreuung von Arbeitssuchenden in einer Gruppe.

Von
Ulrike van Weelden

Die Kernaufgabe der Eigenbetriebe “Neue Wege” besteht in der Vermittlung von Menschen in den Arbeitsmarkt. Als Erfolgsparameter haben sich die Attribute Schnelligkeit und Intensität bewährt. Das bedeutet, je eher ein Antragsteller für das Arbeitslosengeld II (AlG) – umgangssprachlich Hartz IV – mit Bewerbungsangeboten konfrontiert wird, umso ernsthafter wird die Suche nach einem Job verinnerlicht. Da es sich bei den Kunden des Jobcenters um Menschen handelt, die noch nie oder über einen sehr langen Zeitraum in keinem festen Arbeitsverhältnis beschäftigt waren, werden sie von Fallmanagern begleitet und unterstützt.

“Wir schaffen die Voraussetzungen, um jemanden fit für den Arbeitsmarkt zu machen”, erklärt Thomas Metz. Der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent erläuterte im Rahmen eines Pressegespräches das Wesen der Einstiegsoffensive (EO). Dieses sozialpolitische Instrument wird seit Anfang des Jahres im Jobcenter Bürstadt angeboten.

Dahinter verbirgt sich eine Strategie, die das “Fördern und Fordern” realitätstauglich umsetzt: Jeder, der erstmals AlG II beantragt, wird in das Programm aufgenommen. Das beinhaltet die Pflicht, über einen Zeitraum von acht Wochen, jeweils an vier Tagen für drei Stunden alles zu tun, um einen Job zu finden: nicht im stillen Kämmerlein zu Hause, sondern im Jobcenter innerhalb einer Gruppe. “Diese Intensität hat es bisher so nicht gegeben”, betont Metz die besondere Qualität der Gruppendynamischen Prozesse. “Ältere profitieren vom Computerwissen der Jüngeren. Berufseinsteiger wiederum greifen auf den Erfahrungsschatz Älterer zurück”, beschreibt er die “Hilfe zur Selbsthilfe”.

Die meisten EO-Teilnehmer, 95 Prozent, bewerten diese Form der Unterstützung als hilfreich, bestätigen die Fallmanagerinnen Patrizia Metz, Nori Schäfer und Cosima Schmitt. Immer zu zweit stehen sie während der Gruppenstunden für Fragen zur Verfügung. Anwesenheit ist Pflicht. Wenn jemand unentschuldigt fehlt, besucht ein Jobcentermitarbeiter den “Vermissten” zu Hause. Bisher hat erst einer seinen Antrag auf AlG II – wegen der intensiven Betreuung – zurückgezogen. Markus Lehnen, zuständig für den Bereich Arbeitgeberservice im Jobcenter, sucht ebenfalls den Kontakt zur Gruppe. “Das persönliche Kennenlernen von Personen erleichtert die passgenaue Vermittlung zu Arbeitgebern.” Sogar eine Zeitarbeitsfirma sei seiner Einladung gefolgt. Am 4. März werden sich Personaldisponenten vor Ort ein Bild von der motivierten Truppe machen.

“Der Arbeitsmarkt lebt – auch in Zeiten der Wirtschaftskrise”, bemerkt Eigenbetriebsleiter Rainer Burelbach. “Zwar nicht mehr so dynamisch, aber doch vielversprechend.” So habe das Jobcenter Heppenheim im Januar dieses Jahres mit 15 Vermittlungen einen der besten Monate aufzuweisen. Die gemeinsame Beschäftigung mit der Jobsuche habe noch einen weiteren Zusatznutzen, stellt Burelbach fest: “25 Prozent der Bewerber finden ihren Job über Netzwerke. Und die Gruppe erweitert eindeutig den persönlichen Bekanntenkreis.” So bilden sich durchaus Fahrgemeinschaften, um gemeinsam zum neuen Job “Arbeit zu finden”, zu gelangen.

“Nach Ablauf der acht Wochen endet die Betreuung der Jobsucher nicht”, erklärt Christine Herzberg-Pirih. Die Projektmanagerin weiß, dass zum Abbau von Vermittlungshemmnissen mehr gehört, als beispielsweise ein Schreibtraining für Bewerbungen. Wenn verdeckte Probleme erkannt sind – Alkoholsucht, Schulden -, greifen flankierende Maßnahmen interner Art oder durch externe Beratungsstellen.

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