Digitalisierung im Jobcenter: Neue Wege Kreis Bergstraße setzt innovativen Weg fort

Zahlreiche Projekte wie Entwicklung eines Chatbots oder Automatisierung von Prozessen angestoßen / Arbeitslosenquote im Kreis im August bei 4,5 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Im August waren im Landkreis Bergstraße 6.868 Menschen (Vormonat: 6.740 Menschen) arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit um 128 Personen (+1,9 Prozent) gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Bestand: 6.619) stieg die Arbeitslosenzahl um 249 Personen (+3,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,5 Prozent. Im Vorjahr waren es 4,4 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,7 Prozent, deutschlandweit bei 6,1 Prozent.

Um den Bürgerinnen und Bürgern des Kreises einen optimalen Service zu bieten, setzt das kommunale Jobcenter Neue Wege Kreis Bergstraße weiterhin konsequent auf die Digitalisierung seiner Dienstleistungen. „Der Ausbau der digitalen Verwaltung für unsere Bürgerinnen und Bürger ist mir sehr wichtig. Ich bin stolz, dass unser kommunales Jobcenter zahlreiche innovative Projekte angestoßen und bestehende weiterentwickelt hat“, so Landrat Christian Engelhardt.

Derzeit entwickelt und erprobt das Jobcenter zusammen mit führenden Technologieunternehmen einen fortschrittlichen Chatbot, der mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) Kundenanfragen inhaltlich umfassend beantworten können soll. Diese Lösung wäre für Bürgerinnen und Bürger eine schnelle und jederzeit verfügbare Quelle nützlicher Informationen rund um das Jobcenter und würde gleichzeitig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt entlasten, die sich so den komplexeren Anfragen und persönlicheren Anliegen widmen könnten.

Eine erfolgreiche Einführung einer Diktiersoftware hat bereits für Entlastung beim Personal des Jobcenters gesorgt. Der Einsatz der Software spart wertvolle Zeit, die nun in die direkte Unterstützung der Kundinnen und Kunden investiert werden kann.

Neue Wege bringt sich aktuell auch aktiv bei regionalen und überregionalen Kooperationen im Bereich der Digitalisierung ein. Die Beteiligung am Pilotprojekt im Bereich der Robotic Process Automation (RPA), bei der wiederkehrende Vorgänge automatisiert werden können, ist, ebenso wie die Erprobung einer KI-gestützten Erstellung von Sitzungsprotokollen, ein spannendes und zukunftsweisendes Engagement. Langfristig soll es zur Abmilderung von Personalengpässen durch den demografischen Wandel und den damit verbundenen Fachkräftemangel beitragen.

Neben Innovationen stehen auch die Pflege und Weiterentwicklung vorhandener Angebote auf der Digital-Agenda des kommunalen Jobcenters: Die enge Zusammenarbeit im Bereich Digitalisierung mit anderen Jobcentern in den hessischen Kommunen sorgt dafür, dass Erfahrungswerte ausgetauscht werden und die gemeinsame Entwicklung zukunftsweisender Lösungen vorangetrieben werden können.

Die bereits etablierten Möglichkeiten zur Online-Beantragung von Leistungen des Jobcenters wurden kürzlich erst signifikant erweitert. Eingehende Neuanträge können nun beispielsweise nahtlos in die Fachsoftware des Jobcenters übertragen werden. Das verbessert die interne Verarbeitung und beschleunigt die Bearbeitungszeiten im Interesse der Kundinnen und Kunden.

Schulungsvideos gehören ebenso schon lange zum digitalen Angebot des kommunalen Jobcenters im Kreis Bergstraße wie auch die Videoberatung durch die Fallmanagerinnen und Fallmanager. Dieses Angebot wird immer weiter ergänzt und durch interne und externe Schulungen sowie Fachvorträge zur Digitalisierung im Jobcenter zusätzlich unterstützt.

Durch die Implementierung moderner Technologien und die aktive Förderung digitaler Kompetenzen wird die Effizienz der Verwaltung gesteigert und der Service für die Bürgerinnen und Bürger kontinuierlich verbessert. Landrat Christian Engelhardt betont: „Wir haben mit Neue Wege ein hoch innovatives kommunales Jobcenter, das die Chancen der Digitalisierung schon lange erkannt hat und nutzt. Hier gehen wir auf dem Weg zu einer modernen und bürgernahen Verwaltung voran und sind stolz darauf, dass der Kreis Bergstraße eine Vorreiterrolle einnimmt.“

Landrat Engelhardt: „Bundesregierung muss Jobcenter handlungsfähig halten“

Landrat und Leitung des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- warnen vor Mittelkürzungen

Der Landrat, die Betriebsleiterin und der stellvertretende Betriebsleiter von Neue Wege stehen vor einem Rollup.

Landrat Christian Engelhardt (2. v. li.) mit Dr. Melanie Marysko, Leiterin des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- (re.) und Peter Schmiedel, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebes.

Kreis Bergstraße (kb). Anlässlich der gestrigen Sitzung der Betriebskommission des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- hat Landrat Christian Engelhardt erneut vor einer Kürzung der Mittel für die Jobcenter durch die Bundesregierung gewarnt. In deren Haushaltsplanung ist vorgesehen, dass das Gesamtbudget SGB II für das Jahr 2025 um 1,25 Milliarden Euro gekürzt werden soll. Bereits beschlossen ist eine Kürzung um 900 Millionen Euro, mit der Begründung, dass Aufgaben für berufliche Weiterbildung und für Rehabilitation vom SGB II ins SGB III übergehen (Haushaltsfinanzierungsgesetz). Geplant ist damit zudem eine weitere Kürzung um 350 Millionen Euro.

„Die Anforderungen an die Jobcenter sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, während gleichzeitig vom Bund bereits Mittel gekürzt wurden. Die Jobcenter nehmen allerdings eine Schlüsselrolle bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft ein, gleichzeitig sind sie durch steigende Fallzahlen stark gefordert. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass unsere Jobcenter handlungsfähig bleiben und nicht zu reinen Auszahlungsstellen verkommen. Dann wäre von dem ehemaligen Ansatz des „Forderns und Förderns“ nichts mehr zu erkennen. Das muss man so wollen – ich will es nicht“, so Landrat Engelhardt. Die Jobcenter müssten finanziell ausreichend ausgestattet werden, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können.

„Die Pläne sind auch insofern fatal, als dass das Bürgergeld ohnehin schon wenig Anreize schafft, eine Arbeit aufzunehmen. Gleichzeitig sind die bei der Einführung versprochenen besseren Qualifizierungen für Arbeitssuchende angesichts der weiteren Mittelkürzungen überhaupt nicht umsetzbar. Das Geld, das jetzt ins Bürgergeld gesteckt wird, wäre meiner Ansicht nach teilweise besser in der Vermittlung in die Arbeit investiert. Der Bundesgesetzgeber muss das Bürgergeld neu konzeptionieren“, fordert Engelhardt.

„Die neuen Kürzungspläne hätten zur Folge, dass wir finanzielle Mittel, die eigentlich in die Vermittlungs- und Integrationsarbeit fließen sollten, umschichten müssten, um die gestiegenen Personal- und Sachkosten ausgleichen zu können. Schon die bereits erfolgten Kürzungen der vergangenen Haushaltsjahre haben dafür gesorgt, dass der Spielraum zur Finanzierung für Teilhabeinstrumente immer kleiner geworden ist. De facto könnten wir damit unseren gesetzlichen Aufgaben nicht mehr nachkommen“, warnt die Leiterin des Eigenbetriebes Neue Wege -Kommunales Jobcenter-, Dr. Melanie Marysko.

Damit schließen sich Engelhardt und Marysko auch einer gemeinsamen Stellungnahme der Länder und kommunalen Spitzenverbände an, die zuletzt im August von der Bundesregierung gefordert hatten, die geplanten Mittelkürzungen nicht umzusetzen.