Fördern und Fordern ist die Devise

Einstiegsoffensive Neues Angebot des Jobcenters wird gut genutzt / 78 Arbeitssuchende machen mit

(peg). “Fördern und Fordern” lautet seit Januar die Devise im Jobcenter Bürstadt. Mit dem Sofortangebot Einstiegsoffensive (EO) unterstützt der Eigenbetrieb “Neue Wege” arbeitslose Menschen beim Wiedereinstieg in die Beschäftigung und bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Die Ziele sind klar definiert: Eine schnelle und dauerhafte Arbeitsmarktintegration sowie ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu fairen Bedingen. Geht das Konzept auf? Wie sieht die Praxis aus? Welche erste Bilanz kann gezogen werden? Unsere Zeitung hat in der Industriestraße 14 nachgefragt. Im Gruppenraum stehen 20 Computer, die meisten davon sind belegt. Männer und Frauen im Alter von 21 bis 56 Jahren klicken sich hier seit 9 Uhr durch das Internet.

Auf den Bildschirmen erscheinen die unterschiedlichsten Seiten: Firmenhomepages, Stellenbörsen, Zeitarbeitsunternehmen, Arbeitsagenturen, Aus- und Weiterbildungen, Infos rund um den Job. In der Mitte des hellen Raumes steht ein Tisch. Neben der Kaffeekanne und den Tassen liegt Literatur zum Thema Bewerbung. An den Wänden hängen Stellenangebote, auf einer Tafel stehen Namen – die Namen derer, die einen Job gefunden haben. Diese Veröffentlichung erfolgt nur mit Einverständnis der betroffenen Teilnehmer.

“Die Erfolgsquote liegt bei zirka 40 Prozent”, sagt Fallmanagerin Nori Schäfer. Gemeinsam mit Cosima Schmitt, Patricia Metz und Klaus Stork betreut sie die einzelnen Gruppen.

78 Arbeitsuchende kann die Einstiegsoffensive bisher verbuchen, aktuell sind es 44, die dieses acht Wochen dauernde Angebot nutzen. An vier Tagen pro Woche steht den Teilnehmern für je drei Stunden ein eigener Computer mit Internetzugang zur Verfügung. Die Nutzung von Telefon, Fax und Kopierer eingeschlossen. Während dieser Zeit stehen die Coachs den Teilnehmern mit einer qualifizierten Beratung und individuellen Förderung zur Seite.

Arbeitslos nach 34 Jahren

“Wir gehen es langsam an und holen die Leute da ab, wo sie stehen”, erklärt Klaus Stork. Wie seine Kolleginnen ist auch er in diesem Beruf ein Quereinsteiger – die vier wissen aus eigener Erfahrung, was und wie es “draußen” abgeht.

Franz K. hat sich drei Stellenangebote als Metallbau-/Maschinenschlosser ausgedruckt. 2003 ging die Firma, bei der er 34 Jahre beschäftigt war, in Insolvenz. Seitdem hat der heute 56-Jährige unzählige Bewerbungsschreiben losgeschickt. Mit der recht häufigen Antwort “zu alt” mochte er sich jedoch nicht zufrieden geben. Vor einigen Wochen ist er nun von der Westpfalz nach Lampertheim gezogen, weil “hier das Angebot größer ist”.

Seit dem 1. April ist Franz K. bei der Einstiegsoffensive dabei. Mit dem Computer kommt er mittlerweile gut zurecht, in der Gruppe fühlt er sich wohl. Demnächst macht er seinen Staplerfahrerführerschein und hat damit Aussichten auf eine Festanstellung.

Auf der Warteliste

Auch schon über 50 und seit einem Jahr ohne Arbeit ist Klaus P. Neben ihm sitzt Frank Z. aus Hüttenfeld, der 30-Jährige ist seit Ende Februar auf Jobsuche. Die beiden verstehen sich gut, machen den ein oder anderen Scherz miteinander und tauschen sich über Jobangebote aus.

Frank steht auf der Warteliste für eine geförderte Maßnahme im Qualitätsmanagement, sein junger Kollege hat momentan 15 Bewerbungen laufen. “Man darf den Optimismus nicht verlieren”, sagen die beiden einstimmig.

Ihre Zuversicht behalten hat auch Susanne H. “Das Vorstellungsgespräch letzte Woche verlief gut. Wahrscheinlich klappt´s”, so die 41-Jährige.

Die Einstiegsoffensive, die im Heppenheimer Jobcenter im Februar 2008 zunächst als befristetes Pilotprojekt anlief und dann schrittweise auf die Jobcenter in Bürstadt, Mörlenbach und Viernheim ausgedehnt wurde, hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Das Konzept “Stärkung der Eigeninitiative durch eine individuelle Förderung und die gegenseitige Unterstützung der Teilnehmer” scheint aufgegangen. Coach Cosima Schmitt in Bürstadt kann dies nur bestätigen: “Die Leute sehen das hier als Chance, die Rückmeldungen sind positiv.”

Lampertheimer Zeitung
25.04.2009

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