Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget: Ein Erfolgsmodell auch im Kreis Bergstraße

Kommunales Jobcenter Neue Wege setzt mit Förderung des Landes erfolgreich Maßnahmen um

Kreis Bergstraße (kb). Das Land Hessen setzt mit dem Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget (AQB) auf innovative Wege, um die berufliche Integration von Arbeitsuchenden zu fördern und seine Wirtschaftsregionen zu stärken. Die 26 hessischen Landkreise und kreisfreien Städte werden über das Budget bei der Umsetzung ihrer regionalen Förderansätze unterstützt. Die Grundidee dabei: Die regionale Arbeitsmarktförderung eng mit den Akteuren vor Ort zu verknüpfen.

Der Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- setzt mit der Förderung aus dem AQB erfolgreich mehrere Maßnahmen um, die aus Bundesmitteln alleine nicht finanzierbar wären. In enger Zusammenarbeit zwischen Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter- und regionalen Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen wird das Budget gezielt eingesetzt, um Bürgergeldbeziehende bei ihrer beruflichen Entwicklung und ihrer Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Die Maßnahmen werden von Neue Wege in regelmäßigen Abständen überprüft, betreut und bewertet, um eine stabile Qualität zu gewährleisten.

„Das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget ist eine hervorragende Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, um im Kreis Bergstraße sowohl den Arbeitsmarkt zu stärken, als auch Bürgergeldbezieher und -bezieherinnen so zu fördern, dass der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gelingen kann. Die Maßnahmen werden sehr gut angenommen und weiterhin angeboten. Natürlich wird immer wieder der Bedarf analysiert, um Maßnahmen erfolgreich starten und durchführen zu können“, erklärt die Erste Kreisbeigeordnete und für den Eigenbetrieb Neue Wege zuständige Dezernentin Diana Stolz.

Unter anderem werden folgende Maßnahmen mit Fördermitteln aus dem AQB voll- beziehungsweise teilfinanziert:

  • „Start? Klar!“: Junge Menschen zwischen 15 bis 27 Jahren, die im SGBII-Bezug stehen, werden zur Ausbildungsreife geführt
  • „Digitale Kompetenzförderung“: Vermittlung eines sicheren Umgangs mit digitalen Medien, zum Beispiel zum Erstellen von Online-Bewerbungen
  • „Durchstarten – Digitale Aktivierung und Orientierung für geflüchtete Menschen aus der Ukraine“
  • „Aufsuchendes Coaching“: Mitarbeitende nehmen engen Kontakt zu zurückgezogenen Kundinnen und Kunden auf, die die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter aus den unterschiedlichsten Gründen abgebrochen haben und bieten entsprechende Hilfe an.
  • BEO – Berufliche Erstorientierung für Jugendliche U25 mit Sprachförderung und sprachkursbegleitende Hilfen
  • Absolventenmanagement: Förderungsangebot für einen schnellen und nachhaltigen Weg von geflüchteten und neu zugewanderten Menschen in den Arbeitsmarkt

„Auf unser Absolventenmanagement sind wir besonders stolz. Mit unseren Mitarbeitenden gehen wir ins Gespräch mit den Menschen, nachdem diese ihre Sprachkurse abgeschlossen haben. Wir planen das weitere Vorgehen und zeigen ihnen ihre Möglichkeiten auf. Hier liegt der Fokus auf der individuellen Situation des Menschen, ob zum Beispiel ein weiterer Sprachkurs oder die Anerkennung eines beruflichen Abschlusses notwendig oder der direkte Weg in den Arbeitsmarkt möglich ist“, erklärt Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße -Kommunales Jobcenter-. Im vergangenen Jahr konnte das Jobcenter mit Hilfe des Absolventenmanagements 275 Zugewanderte rasch und passgenau in weiterführende Maßnahmen vermitteln.

Die durch das Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget geförderten Maßnahmen tragen so dazu bei, die Arbeitslosenzahlen im Kreis auf stabilem Niveau zu halten: Im September waren im Landkreis Bergstraße 6.501 Menschen (Vormonat: 6.619 Menschen) arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 118 Personen (-1,8 Prozent) gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (Bestand: 5.906) stieg die Arbeitslosenzahl um 595 Personen (+10,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,4 Prozent. Im Vorjahr waren es 4,0 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,3 Prozent, deutschlandweit bei 5,7 Prozent.

„Ein guter Tag für unter-25-jährige Bürgergeldempfänger“

Verantwortliche aus dem Kreis Bergstraße begrüßen den Stopp der geplanten U25-Reform

Kreis Bergstraße (kb). Die Bundesregierung hatte – primär um Kosten einzusparen – einen Zuständigkeitswechsel vom SGB II in das SGB III für Unter-25-jährige, die Bürgergeld erhalten, geplant. Mit der geplanten Reform wären Änderungen bezüglich der etablierten Hilfe- und Beratungsstrukturen für diese Personengruppe einhergegangen. Der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag hatten den Vorschlag daher entschieden abgelehnt. Widerstand war auch aus dem Kreis Bergstraße gekommen. 

Die Erste Kreisbeigeordnete Kreis Bergstraße Diana Stolz, die als Dezernentin unter anderem für das kommunale Jobcenter „Neue Wege Kreis Bergstraße“ zuständig ist, sprach sich vehement gegen die geplante Reform aus und sensibilisierte auch Vertreter von Bund und Land für die entstehenden Nachteile: „Die von der Bundesregierung geplante U25-Reform hätte den betroffenen Jugendlichen und junge Erwachsenen massiv geschadet. Die gezielte Unterstützung durch die Jobcenter wäre nicht mehr möglich gewesen. Die Jobcenter, die jetzt für die jungen Bürgergeldempfänger zuständig sind, können die Klienten beispielsweise aufsuchen und auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen vor Ort eingehen. Wenn das nicht mehr gegeben wäre, wäre die Gefahr groß, dass sie durchs Raster fallen.“

Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin des Eigenbetriebes Neue Wege Kreis Bergstraße – kommunales Jobcenter, dazu: „Die einzelnen Jobcenter haben sich ein vielfältiges funktionierendes Netzwerk in Bezug auf die Begleitung der jungen Menschen aufgebaut. Das ist essentiell in dieser Arbeit mit jungen Bürgergeldempfängern. Dieses Netzwerk würde durch die Reform zerstört werden. Denn ein Geflecht von Kontakten kann nicht weitergegeben werden.“

Gestern (am 28.9.2023) wurde bekannt, dass die Reform-Pläne seitens der Bundesregierung aufgrund des massiven Widerstandes gekippt werden. „Ein guter Tag für die Unter-25-Jährigen Bürgergeldempfänger“, konstatierte Diana Stolz die Abkehr von der U25-Reform, „nun hoffe ich, dass auch die Pläne zur Kindergrundsicherung nochmals grundlegend überarbeitet werden. Wir werden jedenfalls auch hier unsere Vorschläge aus der Praxis einbringen. Auch dieses Konzept ist in der aktuellen Form alles andere als praxisnah. Zum aktuellen Stand zur Kindergrundsicherung kann man nur sagen, gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.“