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Kreisverwaltung spielt Arbeitgeber-Trümpfe aus

Kreis Bergstraße (kb). Wie ist es um den Bergsträßer Arbeitsmarkt bestellt? Im Oktober waren im Landkreis Bergstraße 6.658 Menschen) arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit um 2,4 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 9,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,5 Prozent. (Vorjahr: 4,1 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,3 Prozent, deutschlandweit bei 5,7 Prozent.

„Aktuell steht der Kreis Bergstraße noch vergleichsweise gut da. Doch insgesamt wird der deutsche Arbeitsmarkt zunehmend von der Wirtschaftsflaute, vor allem aber von einem Fach- und Nachwuchskräftemangel geprägt“, konstatiert Landrat Christian Engelhardt. Der Fachkräftemangel träfe auch die Kreisverwaltung, so Engelhardt, der zugleich Personalchef ist. Seit längerem sei es unter anderen schwierig, Stellen für Ingenieure, IT-Fachleute, Mediziner und Sozialpädagogen zu besetzen. Auch ausgebildete Verwaltungskräfte seien aktuell nur sehr schwer zu finden. „Auch wir als Kreisverwaltung und zweitgrößter Arbeitgeber in der Region können nicht mehr problemlos jeder Stelle neu besetzen. Daher setzen wir zunehmend auf Personalmarketing.“

Denn die Kreisverwaltung, in der aktuell rund 1.500 Mitarbeitende beschäftigt sind, bietet Arbeitnehmenden viele Vorteile: „Das Arbeiten beim Kreis zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Arbeitsplatzsicherheit aus, sondern auch durch besondere Familienfreundlichkeit. Erst kürzlich haben wir das Gütesiegel `Familienfreundlicher Arbeitgeber` erhalten, weil wir sehr flexible Arbeitszeiten – inklusive Teil- und Gleitzeit – anbieten“, so Engelhardt. „Gleichzeitig besteht bei uns die Möglichkeit zu mobilem Arbeiten, so können aktuell bis zu 50 Prozent der persönlichen Arbeitszeit im Home-Office absolviert werden.“

Auch lebenslanges Lernen wird in der Verwaltung großgeschrieben: Im Rahmen der Personalentwicklung bietet der Kreis seinen Mitarbeitenden in Zusammenarbeit mit der kreiseigenen Volkshochschule und dem Kommunal Campus ein umfangreiches internes Seminarangebot an, durch das sich die Mitarbeitenden neben den fachspezifischen Fortbildungen in den Abteilungen in übergeordneten Themen (u.a. Digitalisierung) weiterbilden können. „Außerdem fördern und unterstützen wir Mitarbeitende, die sich berufsbegleitend durch Weiterbildungslehrgänge und Bachelor- oder Masterstudiengänge weiter qualifizieren wollen“, so der Verwaltungschef.

Neben diesen Instrumenten der Personalentwicklung erhalten die Mitarbeitenden auf Wunsch vergünstigte Jobtickets beziehungsweise Deutschlandtickets oder über spezielle Leasing-Angebote ein Job-Rad. Ebenso gehören zahlreiche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (Kursangebote, Vergünstigungen bei Fitnessstudios etc.), ein werktäglicher Essensgeldzuschuss und Mitarbeiterrabatte bei verschiedenen regionalen Angeboten zu den Extras, von denen Arbeitnehmende profitieren können.

Zudem ist der Kreis einer der thematisch vielfältigsten Arbeitgeber: Es gibt beispielsweise sehr diversifizierte Arbeitsfelder im sozialen Bereich. Hier organisieren Beschäftigte unter anderem die Beratung und Unterstützung von Familien mit Kindern, sind für den Schutz von Kindern und Jugendlichen verantwortlich oder kümmern sich um die Gewährung von Leistungen an Menschen, die darauf angewiesen sind. Dies findet im Jugendamt, in den Jobcentern und im Sozialamt statt. Völlig anders ist die Tätigkeit dort, wo der Kreis Kontrollen oder Aufsichtsmaßnahmen durchführt und auf ordnungsgemäßes Verhalten hinzuwirken hat, wie zum Beispiel in der Trinkwasserversorgung, im Lebensmittelsektor oder im Bereich Bauen und Umwelt. Wieder anders sehen Tätigkeiten aus, in denen der Kreis Fördermittel gewährt (für landwirtschaftliche Betriebe etc.) oder in denen Infrastruktur für die Menschen im Kreis geschaffen wird (Schulbau, ÖPNV etc.). Und schließlich ist es Aufgabe der Landkreise, bestimmte Gefahren für die Kreisbewohner/innen abzuwenden. Hierfür arbeitet das Gesundheitsamt daran, die Ausbreitung bestimmter Infektionskrankheiten zu verhindern, oder die Gefahrenabwehr daran, für verschiedene Not- und Katastrophenfälle vorzusorgen. Ganz neue, zum Teil projektbezogene Stellen wurden in den vergangenen Jahren unter anderem im Bereich Klimaschutz, Radwegevernetzung oder im Ausbau der Gesundheitsversorgung geschaffen. Und: Zu guter Letzt muss auch eine Kreisverwaltung, wie jede andere Organisation, ein gutes Personal- und Finanzmanagement sowie eine reibungslose Buchführung vorhalten.

„Das zeigt, dass es durchaus spannend ist, bei uns zu arbeiten und vor allem, dass wir Mitarbeitende aus zahlreichen Professionen vereinen. In all den genannten Bereichen sind uns auch Nachwuchskräfte willkommen“, erläutert Landrat Engelhardt. „Darüber hinaus bieten wir Ausbildungsplätze und duale Studienplätze an, zum Beispiel im Bereich Fachinformatik, Hygienekontrolle, Öffentliche Wirtschaft, Soziale Arbeit und Bauingenieurwesen.“ Mehr dazu unter https://www.kreis-bergstrasse.de/landkreis-politik/karriere/studium-ausbildung-beim-kreis/

Mehr zum Kreis als Arbeitsgeber unter https://www.kreis-bergstrasse.de/landkreis-politik/karriere/kreis-bergstrasse-als-arbeitgeber/

„Im Topf brodelt es“: Arbeitsmarktzahlen suggerieren falsche Sicherheit

Landrat fordert massive Maßnahmen zur Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung sowie Bürokratieabbau / Arbeitslosenquote im Kreis aktuell bei 4,4 Prozent

Kreis Bergstraße (kb). Wie ist es um den Bergsträßer Arbeitsmarkt bestellt? Im August waren im Kreis Bergstraße 6.619 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit um 1,9 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl deutlich, um 10,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag im August im Kreis Bergstraße insgesamt bei 4,4 Prozent. (Vorjahr: 4,0 Prozent) Zum Vergleich: Für Gesamt-Hessen liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,4 Prozent (Vorjahr: 5,1), deutschlandweit bei 5,8 Prozent (Vorjahr: 5,6).

„Der aktuelle, relativ leichte Anstieg der Arbeitsmarktzahlen wird vielerorts als übliche Sommerflaute und erstes Anzeichen einer schwachen Konjunktur gelesen. Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen suggerieren, dass es einen grundsoliden Arbeitsmarkt gäbe“, konstatiert Landrat Christian Engelhardt. Doch: „Im Topf brodelt es. Der Einbruch der Konjunktur und die Investitionszurückhaltung der Unternehmen ist größer, als die Arbeitsmarktzahlen erwarten lassen. Denn der Jobabbau in der Wirtschaft wird durch den Fachkräftemangel und das Ausscheiden der sogenannten `Babyboomer` aus dem Berufsleben überlagert. Die von Experten prognostizierte gravierende Wirtschaftsflaute wird uns als Staat hart treffen. Schließlich muss all das, was wir – auch in unserem Kreis – an Leistungen und Infrastruktur bieten, weiterentwickeln wollen und vor allem auch alle sozialen Leistungen zunächst von den Unternehmen erwirtschaftet werden.“

Daher sei es jetzt an der Zeit, dieser Entwicklung gegenzusteuern und auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft mit Hochdruck zu steigern. Wenn beispielsweise Niklaus Stihl (u.a. Hersteller von Kettensägen) sagt, dass es aufgrund der Rahmenbedingungen und der deutschen Lohnkostenlandschaft inzwischen wirtschaftlicher sei, in der Schweiz statt in Deutschland zu produzieren, dann sei dies ein besonders plakatives Beispiel für die Situation unseres Standorts, führt der Landrat aus. „Das von der Bundesregierung geplante Wachstumspaket kann ein erster Schritt werden, um die Wirtschaft zu entlasten und die Konjunktur anzukurbeln. Ausreichen wird dies angesichts der riesigen Herausforderungen, vor denen wir hier stehen, nicht“, ist Engelhardt sicher und fordert weitere Entlastungen für die Wirtschaft, einen Abbau der Bürokratie auf allen Ebenen sowie eine gezielte Arbeitsmarktförderung. Als Landrat werde er angesichts dieser Situation seinen Fokus auf das Thema „Förderung der Wirtschaft und eines wirtschaftsfreundlichen Umfelds im Kreis Bergstraße“ weiter verstärken.

Arbeitsmarkt relativ robust, doch Fachkräftemangel trübt Ausblick

Farbige Strichmännchen: Jemanden auf seine Seite ziehen / Mitar

 

Kreis Bergstraße (kb). Im Juli waren im Kreis Bergstraße 5.560 arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 338 Personen beziehungsweise um 6,5 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 2,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 3,8 Prozent (Vorjahr: 3,7 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 4,9 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

„Der Bergsträßer Arbeitsmarkt zeigt sich aktuell zwar relativ robust, doch die mögliche positive Entwicklung zahlreicher Unternehmen wird bereits durch einen Fachkräftemangel ausgebremst“, stellt Landrat Christian Engelhardt heraus. „Dieser Mangel an Fach- und Arbeitskräften wird in den kommenden Jahren ein sehr drängendes Problem unserer Gesellschaft sein, das wir mit Hilfe konzertierter Maßnahmen in den Griff bekommen müssen.“ Aktuell sei es zum Beispiel bereits für Hotellerie- und Gastronomiebetriebe sehr schwierig, ausreichend geeignetes Personal zu finden. Dies läge unter anderem an einer Abwanderung des Personals in andere Berufe. Diese Einschätzung bestätigten kürzlich auch Christine Friedrich (Geschäftsführerin Dehoga Südhessen) und Ulrich Kagermeier (Vorsitzender des Kreisverbandes Bergstraße der Dehoga) bei einem Treffen mit dem Landrat. Es stünde zu befürchten, dass viele Betreiber infolge des Fachkräftemangels ihre Hotel- und Gastronomie-Betriebe in den kommenden Jahren schließen werden, so die Experten. Die hätte gravierende Folgen für die Region.

Landrat Christian Engelhardt: „Der Kreis Bergstraße und die Gemeinden werden alles daransetzen, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass der Fachkräftemangel in unserem Kreis so gering wie möglich ausfällt – zum Beispiel auch dadurch, dass wir die hohe Lebensqualität hier erhalten beziehungsweise noch weiter steigern. Hier werden wir uns insbesondere dem Thema Wohnraum sowie der Optimierung der Angebote im Bereich Schule, Betreuung und Kultur widmen.“

Eine weitere Lösungsmöglichkeit für das Problem Fachkräftemangel sei die Automatisierung, so der Landrat. „Die Automatisierung sollte endlich ihren Schrecken als vermeintlicher Arbeitsplatzkiller verlieren“, betont Engelhardt. „Sie ist auch angesichts des demografischen Wandels ein guter Baustein, um die menschlichen Fachkräfte zu entlasten. Deshalb sollte Sie forciert werden! Die Automatisierung in den Bereichen wie sie möglich ist, schafft die Chance, dass in Fachbereichen wo menschliche Arbeitskräfte zwingend sind, wie der Pflege oder der Erziehung, weiter genug Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Zudem müssen wir verstärkt eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften in die Branchen ermöglichen, in denen sie gebraucht werden.“

Lfd. Nr. 233 / 2022