Unterstützung für Langzeitarbeitslose – Integrationscenter 50plus – Die Verantwortlichen ziehen nach einem halben Jahr Bilanz

BÜRSTADT.
Bis zur Rente mit 67 Jahren vergeht noch eine lange Zeit. Arbeitssuchend gemeldete Langzeitarbeitslose haben seit etwas mehr als einem halben Jahr die Chance, im Integrationscenter 50plus in der Bürstädter Nibelungenstraße das Basiswissen und die praktische Umsetzung in Arbeitssuche, Bewerbungen, Vorstellungen und letztendlich in eine Anstellung zu erwerben.
Zu einer ersten Bilanz trafen am Mittwoch der Erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz, Klaus Schlappner, der Schirmherr der Aktion, sowie Vertreter der Kooperationspartner Deutsches Institut für Arbeitsmarktforschung (DIA) und Neue Wege Kreis Bergstraße zusammen.

Mit 15 Teilnehmern war man am 1. Juli 2011 gestartet und habe recht schnell auf 20 erweitert: „Acht konnten überwiegend aus gesundheitlichen Gründen die Maßnahme nicht abschließen“, erklärte Standortleiter Gerhard Herr. Auch das sei ein Ziel, das die Fallmanager (Berater), deren Fachbereich die älteren Langzeitarbeitslosen sind, als positiv werten: „Manchmal weiß der Betroffene selbst nicht, dass er eigentlich arbeitsunfähig ist.“ Steht dieser Sachverhalt dann nach intensiven Individualgesprächen fest, erhält der betroffene Arbeitslose einen anderen Status.
„Die Gesundheit ist auf dem Arbeitsmarkt ein massives Thema“, erklärte Thomas Metz hierzu. Man arbeite gemeinsam an einem weiteren Projekt, das diesen Bereich dann vor Ort mit abdecken soll. In dieses Paket gehören dann Praktika und Gesundheitsangebote. „Manchmal hilft es schon, unseren Kunden zu erklären, dass Körper, Geist und Leistungsfähigkeit in Sachen persönlicher und arbeitsmarkttechnischer Fitness eng verbunden sind“, schilderte Andreas Heck (DIA).
Projektleiterin Brigitte Wecht führte aus: „Unsere Kunden sind oft fünf bis sechs Jahre ohne Kontakt zur Arbeitswelt, da heißt es, behutsam wieder den Weg dahin finden.“
Zum Teil träfen die Berater auf komplette Abneigung und Aggressivität der Menschen, die sie zu den Maßnahmen anleiten sollen – oft aber auch große Dankbarkeit für eine Hilfestellung aus dem öden Alltag herauszukommen. „Wir müssen Vertrauen aufbauen und die Kompetenzen, die der moderne Arbeitsmarkt fordert vermitteln“, weiß Wecht. Dann könne man über Möglichkeiten auch außerhalb des früher ausgeübten Berufs oder etwa einen Ortswechsel sprechen und als Ziel angehen. „Nicht immer geht es zurück in das alte Berufsbild, das hat sich häufig bereits in der kurzen Zeit komplett verändert“, klärte Wecht auf.

Im Schulungsprogramm finden sich unter anderem die Basiskompetenz mit den Neuen Medien PC, Handy, MS-Office, E-Mail neben Stellenrecherche und einem Ansatz über räumliche und inhaltliche Grenzen hinaus zu gehen. Drei Teilnehmer haben das geschafft.
Gerhard Herr freute sich, sie alle in Vollzeit und unbefristet angestellt zu sehen.
Nach der Wiedereingliederung erfolgt eine intensive Nachbetreuung durch die Coaches und Fallmanager.
Die enge Kooperation erweise sich als äußerst positiv betonten die anwesenden Fallmanager. Damit der Wert der Arbeitnehmer 50plus auch in steigendem Maß den Unternehmen bewusst wird, die nach Fachkräften suchen und sie doch eigentlich schon direkt vor der Nase haben, ist Klaus Schlappner, Fußballtrainer und ehemaliger Unternehmer, als Schirmherr und „Perspektive-Botschafter“ sowie Werber für 50plus mit im Team. „Vor eineinhalb Jahren haben mich Landrat Matthias Wilkes und Thomas Metz angesprochen“, erläuterte er, wie es zur Zusammenarbeit kam. „Ich bin ja selbst Ü 50“, erklärte Schlappner in er ihm eigenen temperamentvollen Art.
Aus seinem Erfahrungsschatz beziehe er das Wissen und die Kontakte, um für die Sache zu werben. Schlappner weiter: „Ich bin gespannt auf das Echo der Unternehmen, wenn ihnen bewusst wird, dass die über 50 Jahre alten Fachleute quasi auf der Reservebank sitzen und abrufbar sind mit ihrer Erfahrung.“

Echo online 28.01.2012

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