Neue Wege baut Angebot aus

Arbeitslosigkeit: Die “Einstiegsoffensive” wird auf acht Standorte ausgeweitet / Schwerpunkt im Gesundheits- und Sozialbereich

Berichterstattung aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 07.05.2010

Die “Einstiegsoffensive” hat sich bewährt: Bis zu 50 Prozent der teilnehmenden Langzeitarbeitslosen, sagte Erster Kreisbeigeordneter Thomas Metz gestern beim Pressegespräch, konnten dadurch in Arbeit vermittelt werden. Deshalb hat sich “Neue Wege”, der Hartz-IV-Eigenbetrieb des Kreises, jetzt dazu entschlossen, das Modell auszuweiten.

Seit 2008 wird die achtwöchige Einstiegsoffensive in den vier Jobcentern in Heppenheim, Viernheim, Mörlenbach und Bürstadt angeboten. An vier Tagen in der Woche kommen Langzeitarbeitslose jeweils drei Stunden lang in Kleingruppen zusammen und bemühen sich intensiv um eine neue Stelle. Sie sichten Jobangebote, erstellen Bewerbungsunterlagen und finden heraus, welche Qualifikation ihnen vielleicht noch fehlt. Unterstützt werden sie dabei von zwei Fallmanagern.

160 Plätze, 40 an jedem Standort, standen bislang zur Verfügung, die von 1000 Bergsträßer Bürgern im Jahr genutzt werden können. Jetzt hat Neue Wege beschlossen, das Angebot zu verdoppeln. Ab Juni gibt es nun auch in Bensheim, Lorsch, Lautertal und Birkenau jeweils 40 Plätze. “Damit bieten wir die Einstiegsoffensive in 15 der 22 Kreiskommunen an”, betonte Metz die breite räumliche Abdeckung.

Bildungsträger beauftragt
Mit der Umsetzung vor Ort hat der Eigenbetrieb lokale Bildungsträger beauftragt: die Merkur-Schule in Bensheim, die Tertia Vermittlungsagentur in Lorsch, die Softdoor GmbH in Lautertal und das Berufsbildungswerk in Birkenau. Für diese Träger hat sich Neue Wege nach einer Ausschreibung entschieden.

Dabei stand im Vordergrund, dass die Einstiegsoffensive weiterhin so effizient wie möglich umgesetzt wird, sagte Metz. Die Träger wurden mit Gesprächen und einem Workshop darauf vorbereitet. Zudem wird Neue Wege die ersten Monate an den neuen Standorten begleiten und entwickelt ein Qualitätsmanagement. Die Zusammenarbeit kann auf bis zu 33 Monate verlängert werden, zunächst ist sie auf neun Monate beschränkt.

Ein Erfolgshonorar, das von der Vermittlungsquote abhängt, soll die vier Bildungsträger zusätzlich zu bestmöglicher Betreuung anspornen. Insgesamt liegen die Kosten für die vier zusätzlichen Standorte bei 1,8 Millionen Euro – sollte die komplette Laufzeit ausgeschöpft und eine Vermittlungsquote von 30 Prozent erreicht werden. “Damit ist dieses individuelle Betreuungsangebot insgesamt kostengünstig”, sagte der kaufmännische Leiter des Eigenbetriebs, Stefan Rechmann.

Angesichts der demografischen Entwicklung – im Kreis Bergstraße wird bis 2020 jeder Zehnte über 80 Jahre alt sein – legt Neue Wege bei der Qualifizierung einen Schwerpunkt auf den Gesundheits- und Sozialbereich. “Es gibt immer weniger Fachkräfte in Pflege und Betreuung, gleichzeitig steigt der Bedarf. Der Kreis als Sozialhilfeträger muss diese Herausforderung angehen und dem bei der Qualifizierung Rechnung tragen”, sagte Metz.

21 freie Stellen
Bei 90 Pflegeeinrichtungen im Kreis sei ein Personalbedarf von 21 freien Stellen ermittelt worden – während 114 Leistungsbezieher Interesse an der Arbeit im Gesundheits- und Sozialbereich zeigten. Über 70 Qualifizierungsplätze werden ihnen nun von Neue Wege angeboten – vom Betreuungsassistenten für Demenzkranke bis zum examinierten Altenpfleger. Die Absolventen bleiben währenddessen im Hartz-IV-Bezug, und Neue Wege übernimmt auch die Kosten für ihre Qualifizierung.

Die Wirtschaftskrise, so Betriebsleiter Rainer Burelbach, hat sich kaum auf die Zahl der Neuanträge bei Neue Wege ausgewirkt – aber bei den Vermittlungen hat es im vergangenen Jahr einen spürbaren Einbruch gegeben. Jetzt steigt die Zahl der Stellenangebote wieder: Im Januar wurden noch 64, im April bereits 141 Vermittlungen gezählt. rk

Bergsträßer Anzeiger
07. Mai 2010

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