Neue Chance im besten Alter

HEPPENHEIM.
Um den Stellenwert dieser Problematik in der Öffentlichkeit stärker hervorzuheben, initiierte Neue Wege gestern im Heppenheimer Wicom-Forum einen „Aktionstag 50plus“. Unter den Gästen waren neben Mitarbeitern von Neue Wege Arbeitssuchende sowie Vertreter aus Wirtschaft und Politik.
Mit Blick auf die Frage, was Menschen über 50 brauchen, um wieder in Arbeit zu kommen, sollten gemeinsam Ansätze erarbeitet und Defizite gezeigt werden. Dreh- und Angelpunkt war ein aus Holz gebauter „Wunschbaum“, an den Zettel mit Anregungen gehängt werden konnten, wie die Moderatoren Brigitte Wecht, Projektleiterin 50plus bei Neue Wege, und Bernd Sterzelmaier, Redaktionsleiter des Starkenburger Echo in Heppenheim, erläuterten. Die Projektgruppe Kubus (Kultur, Bildung und Soziales), ein freier Träger von Bildungs- und Qualifikationsprojekten, hatte den Baum für den Aktionstag gebaut.
Menschen aus der Arbeitslosigkeit wieder in Arbeit zu führen, bezeichnete Thomas Metz (CDU), Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent, in seiner Begrüßungsrede als „Kern der Sozialpolitik“. Metz berichtete, dass seit Projektstart 2009 mehr als 400 Menschen über 50 Jahre in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden konnten. Jedoch stehe man noch am Anfang, so Metz.
Brian Fera, Sektionssprecher des CDU-Wirtschaftsrates und Geschäftsführer von Wicom Germany, beleuchtete die Problematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Von entscheidender Bedeutung ist für ihn die Politik, die „als Vorbild dienen sollte“, dieser Rolle jedoch nicht immer gerecht werde. Die Beschäftigung älterer Menschen bringe viele Vorteile mit sich, so Fera, zeige doch die Statistik, dass ältere seltener als jüngere Arbeitnehmer krankheitsbedingt fehlen. Fera sprach auch aus seiner Erfahrung als Unternehmer, dass die Kompromissbereitschaft und Motivation mancher junger Menschen zu wünschen übrig lasse.
Schirmherr des Aktionstags war Klaus Schlappner (71). Für den ehemaligen Fußballtrainer, der mit Waldhof Mannheim 1983 den Aufstieg in die Erste Bundesliga schaffte, muss Arbeit wieder mehr als Erlebnis verstanden werden. Schlappner war nicht nur als Trainer, sondern auch als Unternehmer erfolgreich. Unter anderem leitete er einen Handwerksbetrieb in Biblis. Langfristig solle auf Weiterbildung gesetzt werden, auch wenn dies manchmal mit finanziellen Einbußen verknüpft ist, sagte Schlappner. Für die Probleme älterer Arbeitsloser gelte es, Öffentlichkeit herzustellen. „Wir müssen das Thema zu einem Knaller machen“, so Schlappner abschließend.
An Stationen konnten sich die Besucher über das Thema „Demografischer Wandel“ informieren oder sich bei der „Galerie der Stühle“, einer Sammlung kreativ umgestalteter Sitzgelegenheiten, ein Bild davon machen, wie Ergebnisse eines 50plus-Seminars aussehen können. Die Projektgruppe Kubus präsentierte ein Projekt, bei dem ein Backsteinbackofen in Grasellenbach abgebaut und am Hoftheater auf der Tromm wieder aufgebaut wurde.
Einige der Anregungen vom „Wunschbaum“ griffen die Moderatoren direkt auf und regten die Besucher zu Diskussionen an. Die anderen wurden an die Verantwortlichen an den Tischen verteilt, mit dem Ziel, Ansatzpunkte zu identifizieren, um die Situation und Arbeit aller Interessenvertreter zu verbessern.

Starkenburger Echo, 27.04.2012

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