Erfahrungsschatz als Betriebskapital

Eigenbetrieb Neue Wege: Drei Bergsträßer Unternehmen vertrauen auf Mitarbeiter, die älter sind als 50 Jahre

Berichterstattung aus dem Starkenburger Echo vom 01.12.2009

HEPPENHEIM.
Sie sollen möglichst bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, doch schon mit 50 müssen sich viele Arbeitnehmer vorkommen, als gehörten sie zum alten Eisen. Mit dem Programm ,,Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen” will das Bundesministerium für Arbeit und Soziales diesen Widerspruch auflösen. Der Bergsträßer Eigenbetrieb Neue Wege, der für die Qualifizierung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen zuständig ist, hat gestern drei Unternehmen mit Urkunden ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise um die Beschäftigung von Menschen bemühen, die älter sind als 50 Jahre: Die Heinrich Krieger KG (Neckarsteinach, 50 Mitarbeiter), die Verzinkerei Rhein-Main GmbH & Co. KG (Groß-Rohrheim, 20 Mitarbeiter) und die Odenwälder Baumaschinen GmbH (Mörlenbach, 40 Mitarbeiter).
Wie es bei der Würdigung im Jobcenter in Heppenheim hieß, sind in allen drei Unternehmen mehr als die Hälfte der Mitarbeiter älter als 50 Jahre. Die Auszeichnung ist nicht mit Zuschüssen zu den Lohn- oder Lohnnebenkosten verbunden, sondern rein ideeller Natur. Umgekehrt mussten sich die Unternehmen nicht verpflichten, über den bestehenden Anteil älterer Arbeitnehmer hinaus zusätzliche Leute einzustellen.
Der Erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz (CDU), der als Vorsitzender der Betriebskommission für den Eigenbetrieb zuständig ist, beschrieb das Projekt Perspektive 50plus als Teil der Dienstleistungen, die Neue Wege für die Unternehmen im Kreis Bergstraße erbringt. ,,In der gesellschaftlichen Wahrnehmung werden Menschen über 50 oft abgeschrieben. Dabei verfügen sie über vielfältige Fähigkeiten und Erfahrungen, ,,und sie sind zuverlässig”, so beschrieb Metz die Vorteile, die solche Menschen für ein Unternehmen mit sich bringen können. ,,Kluge Unternehmer” wüssten diese Qualitäten zu schätzen, sagte Metz.
Das es vor allem mittelständische Unternehmen sind, die älteren Mitarbeitern eine Chance geben, sieht Metz als Beleg dafür, dass der Mittelstand insgesamt im Mittelpunkt stehen muss, wenn es um die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen geht.
Metz und der Neue-Wege-Betriebsleiter Rainer Burelbach nutzten die feierliche Würdigung der drei Unternehmen, um fünf Jahre nach der Gründung des Eigenbetriebs Zwischenbilanz zu ziehen. Es habe sich bewährt, dass der Kreis als Optionskommune im Rahmen der Hartz-IV-Gesetze die Chance genutzt hat, Vermittlung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen in die Hand zu nehmen. Mit der Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH und in der Rolle als Schulträger böten sich dem Kreis viele Möglichkeiten, Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zurückzuführen. Jeder Langzeitarbeitslose müsse vor dem Hintergrund der eigenen Biografie gesehen werden.
Junge Menschen, die noch nicht Tritt gefasst haben im Berufsleben, müssten anders gefördert werden als alleinerziehende Mütter, die Kind und Beruf nur schwer vereinbaren können, sagte Metz. Die ,,Einstiegsoffensive” sei ein Instrument, um Langzeitarbeitslosen zu vermitteln, dass es ihr Job ist, Arbeit zu finden. ,,Perspektive 50plus” sei der richtige Weg, um Menschen im fortgeschrittenen Alter neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen.
Burelbach sagte, das Projektteam ,,50plus” habe bei 480 Unternehmen für die Ziele geworben. 280 Rückmeldungen wertete Burelbach als Erfolg. Die drei ausgezeichneten Unternehmen seien repräsentativ für die vielen Firmen, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind, sagte Metz. Die Krieger KG wird morgen in Coburg vertreten sein, wenn 62 ,,Unternehmen mit Weitblick” ausgezeichnet werden.
Dass der Bergsträßer Eigenbetrieb Neue Wege fünf Jahre nach seiner Gründung auf einem guten Weg ist, verdeutlichte Burelbach mit den statistischen Daten am Ende des Monats November: 16 000 Menschen in 8000 Bedarfsgemeinschaften, darin 5000 Arbeitslose, seien Werte, die vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise gesehen werden müssten. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei im November um 250 zurückgegangen und liege damit auf dem Niveau zum Beginn der Krise.

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