„Die beste Art, Armut zu bekämpfen“

HEPPENHEIM.

Für Metz und Rechmann ist dies der alles entscheidende Vergleich: Am 1. Januar 2005, als der Eigenbetrieb seine Arbeit aufnahm, waren im Kreis Bergstraße 17 000 Menschen auf Sozialhilfe angewiesen. Am 31. Dezember 2012 waren es 13 000. „Wir interpretieren die Zahlen nicht so, dass wir Problemlagen wegdiskutieren. Wir haben ein Armutsproblem. Aber wir stellen fest, dass es deutlich weniger Menschen gibt als vor sieben Jahren, die auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB) angewiesen sind“.

„Neue Wege hat sich etabliert. Wir sind aus dem Experimentierstadium heraus“, sagten Metz und Rechmann. Sie erinnerten daran, dass es bis 2010 unsicher war, ob die sogenannten Optionskommunen auf Dauer Langzeitarbeitslose betreuen und vermitteln und ob sie sich um die sogenannten Bedarfsgemeinschaften kümmern dürfen. Der Gesetzgeber hat mittlerweile Klarheit geschaffen.
Andererseits hat das Regierungspräsidium Darmstadt dem Kreis vorgeschrieben, auch im Eigenbetrieb Neue Wege die Personalkosten zu senken. Das hat laut Rechmann dazu geführt, dass in diesem Jahr 138 Stellen besetzt werden können, während es 2012 noch 149,5 waren. So blieb eine Stelle im sogenannten Arbeitgeberservice unbesetzt. Das habe sich auf die Vermittlungserfolge ausgewirkt.
Metz und Rechmann verbreiteten am Freitag in Heppenheim mehrere Erfolgsmeldungen: So habe der Kreistag 2008 in seinem Beschluss, die Abläufe im Jobcenter zu überprüfen, unter anderem festgelegt, dass bis Ende 2008 die Vermittlungsquote mindestens um 0,2 Prozent besser sein müsse als im hessischen Landesdurchschnitt. Tatsächlich wurde der Wert um fast ein Prozent unterboten. Im Vergleich zu 2008 habe der Eigenbetrieb seine jährlichen Kosten um acht Millionen Euro gesenkt. Fünf Millionen davon sind das Resultat rückläufiger Arbeitslosenzahlen. „Diese Leistungserfüllung ist die beste Art, Armut zu bekämpfen. Die beste kommunale Sozialpolitik ist die, die SGB-II-Quote zu senken“.

Dass Neue Wege vorbildlich arbeitet, zeigt sich nach Ansicht von Rechmann auch darin, dass Fachleute aus ganz Deutschland nach Heppenheim kommen, um sich beispielsweise über die Funktionsweise der „Einstiegs-offensive“ zu informieren. Dieses Modell hatte sich der Kreis bei dem Niederländer Dick Vinkin mit dessen „Werkakademie“ abgeschaut und so weiterentwickelt, dass es offenbar besser funktioniert als das Original.
Die Einstiegsoffensive ist im Jobcenter Bergsraße das zentrale Element in einem „kunterbunten Strauß“ von Methoden, mit denen Menschen ohne Job individuell betreut werden.

Die Zahl der arbeitslosen SGB-II-Empfänger lag im Dezember 2012 bei 3949. Das entspricht einer Quote von 1,7 Prozent. Insgesamt waren im Kreis Bergstraße im Dezember 6337 Menschen ohne Arbeit (4,6 Prozent). Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Dezember 2012 wird mit 6763 angegeben, 104 weniger als ein Jahr zuvor. Es wurden 2967 „Aufstocker“ betreut, 258 weniger als ein Jahr zuvor. Insgesamt hat das Jobcenter Bergstraße im vergangenen Jahr 32 Millionen Euro an Regelleistungen ausgegeben, 1,2 Millionen weniger als 2011.

Starkenburger Echo, 18.01.2013

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