Auf gutem Weg, aber noch nicht am Ziel

“Neue Wege”: Im Rahmen der Jahrespressekonferenz legten Thomas Metz und Rainer Burelbach positive Zahlen vor

Berichterstattung des Bergsträßer Anzeigers vom 07.01.2011

Konjunktur und demografischem Wandel sei Dank. Deutschlandweit steht das Signal für Jobsuchende am Arbeitsmarkt auf Grün – und der Kreis Bergstraße befindet sich sogar auf der Überholspur.

Es ist keine Metapher, die der Erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz und Neue-Wege-Betriebsleiter Rainer Burelbach in den Mund nehmen. Vielmehr schleichen sich sogar leise Töne in die gestern im Rahmen der Jahrespressekonferenz vorgestellt Bilanz. “Wir sind noch weit weg von der Vollbeschäftigung”, sagt Thomas Metz, spricht von einer “gewaltigen Aufgabe”, die 2011 noch vor dem Eigenbetrieb liegt.

In die richtige Richtung
Doch die präsentierten Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Denn auch wenn die Aussichten für Jobsuchende derzeit bundesweit rasant wachsen, der Kreis Bergstraße ist immer noch ein Stück besser. Dabei drängen sich verdächtig oft die Vergleiche “doppelt so gut” oder “halb so schlecht” auf.

So reduzierte sich die Zahl der Hartz IV-Empfänger an der Bergstraße im Jahresvergleich 2009/2010 von 5012 auf 4596 Personen, ein Rückgang um 8,3 Prozent – zum Vergleich: In Hessen lag die relative Verbesserung bei 4,3 Prozent, im Bund bei 4,6 Prozent.

“Wir haben Anfang 2009 vom Kreistag den Auftrag erhalten, dass wir uns besser entwickeln sollen als im hessischen Durchschnitt”, erinnerte Metz und stellte fest, dass das gelungen sei. Denn die Quote der SGB-II-Empfänger verringerte sich von 3,8 Prozent auf 3,5 Prozent an der Bergstraße (minus 7,89 Prozent) und damit deutlich mehr als in Hessen, wo 2009 insgesamt 4,5 Prozent der Menschen Hartz IV empfingen, ein Jahr später immer noch 4,3 Prozent. Hätte der Kreis Bergstraße seinen Abstand zum Land nicht ausgebaut, hätte der Eigenbetrieb in 2010 2,4 Millionen Euro mehr Geld ausgeben müssen.

Das mag in Anbetracht eines Gesamtbudgets von etwa 100 Millionen Euro (85 Prozent fließen direkt in Regelleistungen) nicht viel erscheinen, ist angesichts des engen finanziellen Rahmens, der auch dem Eigenbetrieb gesteckt ist, aber ein wichtiges Signal.

Denn ein Bereich der Fördermaßnahmen, die sich “Neue Wege” auf die Fahne geschrieben hat, wird in Zukunft deutlich ausgebaut werden – und damit auch teurer: Die Rede ist von Qualifizierungsmaßnahmen. Wurden 2009 “nur” 191 Plätze vermittelt, deren vorderstes Ziel die Fortbildung der Arbeitssuchenden und deren Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt war, stieg diese Zahl mit 425 Plätzen in 2010 weiter an; zukünftige Obergrenze nicht in Sicht.

Keine Angebote werden gestrichen
Dennoch muss der Eigenbetrieb trotz teurer Qualifizierungsmaßnahmen nach Angaben von Metz keine Angebote streichen. Verantwortlich macht er dafür die Art und Weise, wie im Haus, das insgesamt 165 Mitarbeiter beschäftigt, gewirtschaftet wird: Es werde hier viel Wert auf Kosteneffizienz gelegt.

Ein wichtiges Arbeitsfeld, auf das sich “Neue Wege” in 2010 konzentriert hat und auch künftig einen Schwerpunkt setzen will, ist der Bereich der Gesundheits- und Sozialberufe.

“Wir werden künftig einen verstärkten Pflegebedarf haben”, prognostiziert Metz, dass es schwer genug werde, allein die Pflegekräfte zu ersetzen, die aus dem Beruf ausscheiden. “Es ist wichtig, dass die Leistungsberechtigten auf uns zukommen und Vorschläge machen”, hofft Burelbach, dass sich viele im Pflege- und Erziehungsbereich aus eigenem Antrieb engagieren wollen. Die Möglichkeiten, sich einzubringen, sind schließlich vielfältig: Gesucht werden Altenpfleger, Erzieher oder Alltagsbegleiter. Auch länger andauernde Ausbildungen zum Beispiel zum Ergotherapeuten oder Logopäden werden in Einzelfällen, wenn die Motivation des Jobsuchenden stimmt, bezahlt.

Rainer Burelbach stellte bei der Pressekonferenz auch die Entwicklung bei den sogenannten Aufstockern vor.

Die Zahl derer, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, aber davon ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können, stieg leicht an (von 3474 im Dezember 2009 auf 3513 im Dezember 2010). Verantwortlich dafür sind die selbstständigen Geringverdiener und diejenigen, die zwar mehr als 800 Euro netto zur Verfügung haben, insgesamt aber zusätzlichen Anspruch auf Unterstützung. Gerade bei jenen ist die Hoffnung groß, dass sie künftig ohne Bezüge auskommen.

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